Linda Stahl wirft auf dem Amsterdamer Museumsplatz während der EM. © sportschau.de / Bettina Lenner Foto: Bettina Lenner

Amsterdam

Werfen in der City: "Kulisse ist atemberaubend"

von Bettina Lenner, sportschau.de

Bei der Leichtathletik-EM in Amsterdam gingen die Speerwurf- und die Diskus-Qualifikation erstmals im Herzen der Stadt über die Bühne. Ein gelungenes Experiment, befinden die Athleten einhellig.

Die beiden Urlauber aus Deutschland zögern kurz, sehen dann das Schild "Eintritt frei". Neugierig erklimmen sie schließlich eine der Tribünen am Museumsplein. An dem zentralen Platz liegen unter anderem das Van Gogh- und das Diamanten-Museum; vor allem aber findet hier gerade die Speerwurf-Qualifikation der Frauen statt. Weltmeisterin Katharina Molitor, die tschechische Olympiasiegerin Barbora Spotakova sowie Ex-Europameisterin Linda Stahl sind unter anderem im Einsatz. Es ist eine Premiere, und eine gewagte dazu. Doch Zuschauer wie Athleten sind begeistert.

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"Das ist eine spannende neue Situation für uns, eine mutige Entscheidung und der richtige Fingerzeig, wie wir unsere Sportart attraktiver machen können. Wir gehen zu den Leuten und im Endeffekt kommen die Leute dann auch zu uns zurück“, sagt Speerwerfer Thomas Röhler, der am Vortag souverän ins Finale eingezogen war: "Die Kulisse ist wirklich atemberaubend.“

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Spektakulär: Speer und Diskus in der City

Weltmeisterin Molitor: "Eine Supersache"

Katharina Molitor macht sich fertig für ihren ersten Wurf. Der Sprecher kündigt die Weltmeisterin an, ein Raunen geht durch die sehr gut besetzten Ränge auf den mobilen Tribünen. Dann ein langgezogenes "Ohhhhhhhhh" aus Hunderten Kehlen, ein Speer, der quer über den riesigen Platz in Richtung Van Gogh-Museum segelt - diesen Anblick gibt es nicht alle Tage. Die Leverkusenerin schafft die Qualifikationsweite auf Anhieb, winkt erleichtert in die Menge, die begeistert klatscht. "Die Zuschauer sind supernah dran und machen mit, auch wenn's vielleicht keine Kenner sind. Aber es ist ja auch Fachpublikum darunter und die anderen werden einfach mitgerissen“, schildert Molitor: "Das macht wirklich Spaß. Eine Supersache."

Verbesserungspotenzial beim Ablauf des Events

Auch ihre Leverkusener Teamkollegin Linda Stahl, die zunächst mit dem Wind zu kämpfen hat und die Qualifikationsweite schließlich im zweiten Versuch abhakt, ist angetan: "Das ist schon Wahnsinn und auf jeden Fall besser, als im halbvollen Stadion die Quali zu werfen. Trotz des Gegenwindes war es super hier zu werfen. Ich finde es fast familiär.“

Verbesserungspotenzial sehen die Aktiven noch beim Ablauf des Events. "Vielleicht hätte man dafür sorgen können, dass sich die Athleten hier warmmachen und nicht am Stadion. Da liegen dann 90 Minuten dazwischen", meint Molitor. "Das Fahren zwischendurch ist sehr schwierig", unterstreicht Stahl: "Da muss man sich auch vom Kopf her ein bisschen reinfuchsen."

"Gucken Zuschauer, die sonst nicht kommen würden"

Die deutsche Speerwerferin Katharina Molitor mit einem Fan © picture alliance / Laci Perenyi Foto: Laci Perenyi

Mittendrin im Geschehen: Katharina Molitor mit Fan.

Das Modell könnte dennoch Schule machen. "Es hat super Spaß gemacht. Im Stadion geht es ja meistens etwas unter, hier war der Fokus ganz bei uns. Von mir aus kann man das immer so machen", sagt Diskuswerferin Julia Fischer. Die Finals finden in Amsterdam dann im Olympiastadion statt. Doch auch eine Auslagerung der Entscheidungen in die City halten viele Athleten für denkbar. "Wenn es dem Veranstalter nichts ausmacht, dass die Karten kostenlos sind, kann ich mir das sehr gut vorstellen. Die Atmosphäre ist wirklich klasse“, sagt Molitor: "Ich finde super, dass man die Leichtathletik zu den Leuten trägt. Es gucken Zuschauer, die sonst nicht kommen würden und die man vielleicht faszinieren kann.“

So wie die Urlauber aus dem Münsterland. Sie schauen sich die Speerwurf-Qualifikation bis zum Schluss an - und schwärmen: "Das ist schon imposant. Wir haben so etwas noch nie live gesehen. Eine tolle Sache.“

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 09.07.2016, 20.15 Uhr

Stand: 07.07.16 19:00 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge Polen POL 6 5 1
2. Flagge Deutschland GER 5 4 7
3. Flagge Großbritannien GBR 5 3 8
4. Flagge Türkei TUR 4 5 3
5. Flagge Niederlande NED 4 1 2
6. Flagge Spanien ESP 3 4 1
7. Flagge Portugal POR 3 1 2
8. Flagge Frankreich FRA 2 5 3
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