400-m-Vizeweltmeister Ingo Schultz © Picture-Alliance/dpa

400 m

Stehvermögen für die Stadionrunde

Es heißt, nur wer über seine Grenzen hinausgehen kann, gehört zu den Besten über 400 m. Michael Johnson und Marita Koch zählten sicher dazu. Ingo Schultz schaffte eine Sensation.

Die Stadionrunde ist als Killerstrecke berüchtigt: Von der Physiologie her ist es dem Menschen unmöglich, länger als gut 30 Sekunden in der Nähe der Höchstgeschwindigkeit zu laufen. Ab diesem Zeitpunkt werden die Muskeln nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und es bildet sich ein Milchsäure-Überschuss (Laktat), der ein Gefühl von Lähmung mit sich bringt. Der erfolgreiche Viertelmeiler wird also über eine ausgezeichnete Grundschnelligkeit sowie ein ausgeprägtes Tempogefühl verfügen und sollte buchstäblich schmerzfrei sein.

Michael Johnson mit historischem "Double"

Zwei Athleten, wie sie unterschiedlicher kaum sein können, gelten als Paradebeispiel ihres jeweiligen Typus: Auf der einen Seite die 400/800-m-Läufertypen, zu denen der frühere kubanische Doppel-Olympiasieger Alberto Juantorena gehörte. Er entschied 1976 in Montreal sowohl die 400 als auch die 800 m für sich. Auf der anderen Seite der sogenannte 200/400-m-Läufertyp wie Michael Johnson, dem ein historisches "Double" über 200 und 400 m bei den Spielen 1996 in Atlanta gelang.

Dominanz in goldenen Schuhen

Kein Läufer hat die 400 m so dominiert wie der Mann aus Dallas (Texas). Zwischen 1990 und 1997 blieb Johnson in 58 Finalrennen ungeschlagen, verbesserte bei der WM 1999 in Sevilla den Weltrekord auf 43,18 Sekunden und sammelte über 200 m und 400 m insgesamt acht WM-Titel und drei olympische Goldmedaillen. Eigentlich wäre es sogar jeweils einmal Gold mehr, doch wegen nachträglicher Sperren seiner Staffel-Kollegen wurden die Medaillen von Sydney 2000 und von Sevilla aberkannt.

Schultz die Sensation von Edmonton

Der Hamburger Ingo Schultz belebte mit seinem zweiten Platz bei der WM 2001 in Edmonton und dem EM-Titel 2002 in München die große Tradition der deutschen 400-m-Läufer wieder. Rudolf Harbig (46,0 Sekunden) im Jahr 1939 und Carl Kaufmann 1960 (44,9) trugen sich in die Weltrekordliste über die Viertelmeile ein. Jahrelang war die 4x400-m-Staffel des Deutschen Leichtathletik-Verbandes eine sichere Medaillenbank. Einziger deutscher Weltmeister über die lange Sprintstrecke ist Thomas Schönlebe, der 1987 in Rom den Titel in - nach wie vor gültiger - Europarekordzeit von 44,33 Sekunden holte.

"Laufwunder" Marita Koch

Marita Koch © Picture Alliance/dpa

400-m-Weltrekordhalterin Marita Koch.

Bei den Frauen wurden die 400 m erst 1964 olympisch. Monika Zehrt und Rita Wilden sorgten 1972 in München für einen deutschen Doppelsieg. Acht Jahre später in Moskau stand Marita Koch ganz oben auf dem Siegerpodest. Die Rostockerin hält zudem seit 1985 mit 47,60 Sekunden einen "Weltrekord für die Ewigkeit", gehört allerdings auch zu den Teilnehmerinnen am Zwangsdoping-System der DDR. In den 1990er-Jahren sorgte Grit Breuer für herausragende Leistungen. Als 19-Jährige gewann sie 1991 in Tokio in 49,42 Sekunden WM-Silber. Nach einer dreijährigen Sperre wegen Medikamentenmissbrauchs gelang ihr ein spektakuläres Comeback, als sie 1997 in Athen die deutsche 4x400-m-Staffel als Schlussläuferin zum WM-Titel führte.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 09.07.2016, 20.15 Uhr

Stand: 30.05.16 12:28 Uhr

Titelverteidiger

Männer:
Martyn Rooney (Großbritannien) 44,71 Sek.
Frauen:
Libania Grenot (Italien) 51,10 Sek.

Rekorde

Männer:
WR: Wayde van Niekerk (Südafrika) 43,03 Sek.
ER: Thomas Schönlebe (DDR) 44,33
DR: Thomas Schönlebe (Karl-Marx-Stadt) 44,33
Frauen:
WR: Marita Koch (DDR) 47,60
ER: Marita Koch (DDR) 47,60
DR: Marita Koch (Rostock) 47,60

Termine und Teilnehmer

Frauen - 400 m
Datum Zeit Runde
06.07. 13:10 Uhr Vorläufe, 1. Vorlauf
06.07. 13:16 Uhr Vorläufe, 2. Vorlauf
06.07. 13:22 Uhr Vorläufe, 3. Vorlauf
07.07. 17:35 Uhr 1. Halbfinale
07.07. 17:42 Uhr 2. Halbfinale
07.07. 17:49 Uhr 3. Halbfinale
08.07. 20:25 Uhr Finale
Männer - 400 m
Datum Zeit Runde
06.07. 13:35 Uhr Vorläufe, 1. Vorlauf
06.07. 13:41 Uhr Vorläufe, 2. Vorlauf
06.07. 13:47 Uhr Vorläufe, 3. Vorlauf
07.07. 16:45 Uhr 1. Halbfinale
07.07. 16:52 Uhr 2. Halbfinale
07.07. 16:59 Uhr 3. Halbfinale
08.07. 19:50 Uhr Finale