Usain Bolt © Witters

100 m

Das Zehn-Sekunden-Spektakel

Die 100-m-Sprinter gehören zu den populärsten und - wegen mannigfaltiger Dopingskandale - zugleich umstrittensten Athleten der Szene. Aktueller Weltrekordhalter ist Usain Bolt.

Zum ersten Weltstar in der Leichtathletik überhaupt avancierte James Cleveland Owens, genannt Jesse Owens. Der US-Amerikaner gewann bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 insgesamt vier Goldmedaillen, darunter auch den Titel über die 100 m. Sein Weltrekord von 10,2 Sekunden hatte bis 1956 Bestand. Aktuell elektrisiert der Jamaikaner Usain Bolt die Massen. Als erster Mensch blieb der sechsmalige Olympiasieger 2009 bei der WM in Berlin unter 9,60 Sekunden (9,58). Der einzige weiße Sprinter, der je die Zehn-Sekunden-Schallmauer durchbrach, ist Christophe Lemaitre. Der Franzose sprintete 2011 in Albi in 9,92 Sekunden zu seiner Bestzeit. Schnellster Deutscher ist der Wattenscheider Julian Reus, der sowohl den nationalen Freiluft- (10,03/2016) als auch über 60 m den Hallenrekord (6,52/2016) hält.

"Flo-Jo" - Diva der Tartanbahn

Sprint-Weltrekordlerin Florence Griffith-Joyner © Picture-Alliance/dpa

Schnell gelaufen, früh gestorben: Sprint-Weltrekordlerin Florence Griffith-Joyner.

Erster weiblicher Star auf der 100-m-Strecke war Fanny Blankers-Koen. "Die fliegende Hausfrau aus Holland" siegte bei den Olympischen Spielen 1948 in London über 80 m Hürden, 100 m, 200 m und in der Sprintstaffel. In eine neue Dimension stieß Florence Griffith-Joyner vor. Die Frau mit den extravaganten Fingernägeln lief 1988 die kurze Sprintstrecke in 10,49 Sekunden - ein Rekord, um den sich Dopinggerüchte ranken und der bis heute nicht annähernd erreicht wurde. Bei den Spielen in Seoul gewann die US-Amerikanerin drei Goldmedaillen. 1998 starb Griffith-Joyner im Alter von 39 Jahren an den Folgen eines epileptischen Anfalls.

Krabbe triumphiert in Tokio

Im Gegensatz zu den Männern haben die deutschen Frauen über 100 m kontinuierlich Erfolge vorzuweisen. Renate Stecher aus Jena gelang bei den Olympischen Spielen 1972 in München das Double über 100 m und 200 m. Vier Jahre später musste sich Stecher in Montreal Annegret Richter geschlagen geben. Zudem stellte die Dortmunderin im Halbfinale in 11,01 Sekunden einen Weltrekord auf. Marlies Oelsner-Göhr verbesserte 1977 die Bestmarke von Richter gleich um 13 Hundertstelsekunden auf 10,88 Sekunden. 1983 steigerte sie ihre Leistung auf 10,81 Sekunden und wurde in Helsinki erste Weltmeisterin. Die bis heute letzte deutsche Goldmedaille über 100 m auf Weltniveau holte die später wegen Medikamentenmissbrauchs gesperrte Katrin Krabbe 1991 in Tokio. Verena Sailer wurde 2010 in Barcelona überraschend Europameisterin. Es war die erste deutsche EM-Medaille in einem 100-m-Finale seit 1994.

Startschaufel gehört zum Equipment

Hinsichtlich der Wahl der Distanz gab es zu Beginn heftige Diskussionen. Nach den Anfängen über 100 Yards (91,44 m) - ursprünglich auf Gras- oder Aschenbahnen - setzte sich das metrische System der Europäer gegen das Äquivalent von Briten und US-Amerikanern (100/110 Yards) durch. 1880 präsentierte Charles Sherrill ein Novum: den Tiefstart. Der US-Amerikaner war der erste Wettkämpfer, der sich mit einem kleinen Spaten Löcher in die Bahn grub, aus denen er aus einer Kauerposition ablief. Zuvor waren die Sprinter aus dem Stand gestartet. Im Prinzip ist Sherrills Tiefstart-Technik - in Varianten - bis heute Standard bei den Sprintläufen bis 400 m. Bis in die 1950er-Jahre gehörte die Startschaufel zum Equipment eines jeden Sprinters. Startblöcke gibt es seit 1937 mit Genehmigung des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF.

Keine Gnade bei Fehlstarts

Wer zu früh aus den Blöcken kommt (schnellere Reaktionszeit als 0,100 Sekunden), wird mittlerweile direkt bestraft. Ab der WM 2003 in Paris wurde zunächst nicht mehr derjenige Athlet disqualifiziert, der zwei Fehlstarts in Folge produzierte, sondern derjenige, der nach einem ersten Fehlstart einen weiteren verursachte. 2010 wurde die Regel verschärft: Ein Starter wird nunmehr schon nach dem ersten Fehlstart disqualifiziert. Prominentestes "Opfer" ist Bolt, der 2011 im WM-Finale disqualifiziert wurde. Im Mehrkampf dagegen entspricht die Fehlstart-Regel dem Vorgänger-Modell beim Einzelstart: So führt der erste Fehlstart lediglich zu einer Verwarnung des Verursachers, danach wird jeder Läufer disqualifiziert, der einen weiteren Fehlstart produziert.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 09.07.2016, 20.15 Uhr

Stand: 30.05.16 11:09 Uhr

Titelverteidiger

Männer:
James Dasaolu (Großbritannien) 10,06 Sek.
Frauen:
Dafne Schippers (Niederlande) 11,12 Sek.

Rekorde

Männer:
WR: Usain Bolt (Jamaika) 9,58 Sek.
ER: Francis Obikwelu (Portugal), Jimmy Vicaut (Frankreich) 9,86
DR: Julian Reus (Wattenscheid) 10,01
Frauen:
WR: Florence Griffith-Joyner (USA) 10,49
ER: Christine Arron (Frankreich) 10,73
DR: Marlies Göhr (Jena) 10,81

Termine und Teilnehmer

Frauen - 100 m
Datum Zeit Runde
07.07. 12:15 Uhr Vorläufe, 1. Vorlauf
07.07. 12:21 Uhr Vorläufe, 2. Vorlauf
07.07. 12:27 Uhr Vorläufe, 3. Vorlauf
08.07. 19:15 Uhr 1. Halbfinale
08.07. 19:24 Uhr 2. Halbfinale
08.07. 19:33 Uhr 3. Halbfinale
08.07. 21:45 Uhr Finale
Männer - 100 m
Datum Zeit Runde
06.07. 12:40 Uhr 1. Vorlauf
06.07. 12:46 Uhr 2. Vorlauf
06.07. 12:52 Uhr 3. Vorlauf
06.07. 12:58 Uhr 4. Vorlauf
07.07. 18:00 Uhr 1. Halbfinale
07.07. 18:06 Uhr 2. Halbfinale
07.07. 18:12 Uhr 3. Halbfinale
07.07. 19:50 Uhr Finale