Revolutionierte mit dem "Flop" den Hochsprung: Richard "Dick" Fosbury, Olympiasieger 1968. © Picture Alliance/dpa

Hochsprung

Eine Revolution dank "Dick" Fosbury

Hocken, Scheren, Rollen, Wälzer - die Überquerung der Latte beim Hochsprung hat eine sehr abwechslungsreiche Vergangenheit. Für die wohl größte Revolution sorgte "Dick" Fosbury.

Die Grundregeln der Disziplin sind dagegen seit 135 Jahren im Wesentlichen unverändert: Jeder Athlet hat drei Versuche über jede (gewählte) Höhe. Nach dem ersten oder zweiten Fehlversuch kann der Sportler auf den/die restlichen Versuch(e) der nicht übersprungenen Höhe verzichten und mit dem/den verbliebenen Versuch(en) eine folgende Höhe in Angriff nehmen. Die Latte darf nach einem Fehlversuch nicht tiefer gestellt werden, der Absprung ist nur mit einem Fuß zulässig.

Erreichen mehrere Springer die gleiche Höhe, ist derjenige besser platziert, der die zuletzt erreichte Höhe mit der geringsten Anzahl von Versuchen übersprungen hat. Ist diese Anzahl gleich, ist der Teilnehmer mit der geringsten Zahl von Fehlversuchen im gesamten Wettbewerb besser platziert. Ist auch diese Zahl identisch, kommt es zum Stechen um den Sieg.

Eine Frage des Stils

In der Stilfrage liegen zwischen zwei amerikanischen Pionieren des Hochsprungs 56 Jahre und 24 Zentimeter: George Horine knackte 1912 als erster Mensch die Zwei-Meter-Marke - mit einem "Parallel-Rücken-Roller". Zuvor war die Latte mit den Füßen zuerst und eine Zeit lang im Scherensprung überquert worden. Kreuzschnepper, Rückenroller und Tauchroller sind weitere frühe Varianten der Hochsprung-Technik. David Albritton überzeugte in den 1930er-Jahren mit dem Parallelwälzer (Straddle) als Weiterentwicklung der Rolltechnik, ein paralleles Überqueren der Latte in Bauchlage mit Doppelarmschwung und gestrecktem Schwungbeineinsatz. Diese Technik fand bis in die 1970er-Jahre Anwendung.

Revolution durch Fosbury

Für die wohl größte Revolution im Hochsprung sorgte der US-Amerikaner Richard "Dick" Fosbury bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexico-City. Er überquerte - nach einem bogenförmigen Anlauf - mit Schultern und Rücken zuerst die Latte, um dann auf einem der inzwischen verwendeten dicken Schaumstoff-Polsterkissen zu landen: Sieg und Goldmedaille mit 2,24 m. Der nach ihm benannte Fosbury-Flop wird seit Ende der 1970er-Jahre von praktisch allen Top-Athleten der Welt gesprungen. Das Ergebnis: eine Weltrekord-Entwicklung von 2,29 m auf 2,45 m innerhalb von 22 Jahren.

Ein Katapult-Schuh, der eine ähnliche Rekordflut zum Ziel hatte und Ende der 1950er-Jahre in der Sowjetunion für das Sprungbein konstruiert wurde, hatte keine Zukunft. Das Modell besaß unter der drei bis fünf Zentimeter dicken Vordersohle aus Leder eine Gummischicht mit drei Dornen. Der Effekt war der eines Sprungbretts. Yuri Stepanov aus der UdSSR erzielte mit diesem Schuh 1957 eine Weltbestmarke von 2,16 m. Der Rekord blieb anerkannt, obwohl die IAAF die Nutzung dieses Hilfsmittels ein Jahr später untersagte.

Gleich drei deutsche Hochspringer in der Weltspitze

Hochspringerin Heike Henkel © imago/Sven Simon

Heike Henkel: Weltmeisterin und Olympiasiegerin.

In den 1980er-Jahren mischten gleich drei deutsche Hochspringer in der Weltspitze mit. Bei den Boykott-Spielen 1980 in Moskau holte Gerd Wessig Gold für die DDR. Vier Jahre später stand der Leverkusener Dietmar Mögenburg ganz oben auf dem Treppchen, der bei Weltmeisterschaften aber 1983 und 1987 jeweils nur den "Blechrang" vier erreichte. Der deutsche Rekordhalter Carlo Thränhardt sammelte zwar keine Medaillen, stellte aber mit 2,42 m einen Hallen-Weltrekord auf. Bei der WM 2001 sprang der Berliner Martin Buss mit 2,36 m zu Gold, nachdem er bereits 1999 in Sevilla Bronze geholt hatte. Nach längerer Durststrecke überraschte der Dresdner Raul Spank bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking mit Rang fünf und gewann ein Jahr später in Berlin WM-Bronze (jeweils 2,32 m).

Henkel tritt in Meyfarths Fußstapfen

Fleißige Rekord- und Medaillensammlerinnen sind die deutschen Hochspringerinnen. Rosi Ackermann (Cottbus), die Olympiasiegerin von 1976, überwand beim Berliner ISTAF 1977 als erste Frau der Welt die Zwei-Meter-Marke - und das mit dem "Auslaufmodell" Straddle-Technik. Die 16-jährige Ulrike Meyfarth war die Sensations-Siegerin der Olympischen Spiele 1972 in München. Als reife Athletin wiederholte sie ihren Olympiasieg 1984 in Los Angeles. Heike Henkel trat in Meyfarths Fußstapfen und wurde nach ihrem Gewinn des WM-Titels 1991 in Tokio 1992 in Barcelona Olympiasiegerin. Ihr Hallen-Weltrekord von 1992 (2,07 m) wurde erst 2006 gebrochen.

Henkels Nachfolge als deutsche Rekordhalterin (2,05) trat in der WM-Saison 2009 Ariane Friedrich mit 2,06 m an. Die Frankfurterin landete mit dem Gewinn des Hallen-EM-Titels 2009 ihren ersten großen internationalen Erfolg. Bei der Heim-WM in Berlin im selben Jahr reichte es ebenso zu Bronze wie bei der EM 2010. Beide Male war ihre Konkurrentin Blanka Vlasic aus Kroatien, Weltmeisterin 2007 und 2009, nicht zu schlagen.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 09.07.2016, 20.15 Uhr

Stand: 01.06.16 11:30 Uhr

Titelverteidiger

Männer:
Bogdan Bondarenko (Ukraine) 2,35 m
Frauen:
Ruth Beitia (Spanien) 2,01 m

Rekorde

Männer:
WR: Javier Sotomayor (Kuba) 2,45 m
ER: Patrik Sjöberg (Schweden), Bogdan Bondarenko (Ukraine) 2,42
Iwan Uchow (Russland), Carlo Thränhardt 2,42 (Halle)
DR: Carlo Thränhardt (Köln) 2,37
Frauen:
WR: Stefka Kostadinowa (Bulgarien) 2,09
ER: Stefka Kostadinowa (Bulgarien) 2,09
DR: Ariane Friedrich (Frankfurt) 2,06

Termine und Teilnehmer

Frauen - Hochsprung
Datum Zeit Runde
06.07. 11:00 Uhr Qualifikation, Gruppe B
06.07. 11:00 Uhr Qualifikation, Gruppe A
07.07. 17:30 Uhr Finale
Männer - Hochsprung
Datum Zeit Runde
09.07. 14:10 Uhr Qualifikation, Gruppe B
09.07. 14:10 Uhr Qualifikation, Gruppe A
10.07. 17:00 Uhr Finale