400-m-Hürden-Weltmeister von Rom: Ed Moses © Picture-Alliance/dpa

400 m Hürden

Das "Man-Killer-Event"

Keiner hat den 400-m-Hürdenlauf so perfektioniert wie Edwin Moses. Der Amerikaner beherrschte zehn Jahre lang die Szene. Einer seiner härtesten Widersacher war Harald Schmid.

Nicht von ungefähr nennen die Amerikaner die 400 m Hürden ein "Man-Killer-Event". Mehr noch als die 400 m auf der flachen Strecke zeigt der lange Hürdensprint dem Athleten seine Grenzen auf - körperlich wie mental. Jeder Schritt muss passen, Improvisation kostet Zeit. Ähnlich wie bei den 110 m Hürden sorgten technischer und vor allem athletischer Fortschritt sowie Akribie für Leistungsschübe. Seit der Olympia-Premiere 1900 ist diese Strecke unverändert: Beim beschwerlichen Lauf zum Ziel stehen zehn Hürden im Abstand von 35 m im Weg. Bei den Männern sind sie 91,4 cm, bei den Frauen 76,2 cm hoch.

Die 152 Schritte des Ed Moses

Für frühe Meilensteine sorgten Doppel-Olympiasieger Glenn Davies (1956 und 1960) und John Akii-Bua aus Uganda, der bei seinem Olympiasieg 1972 in München in 47,82 als Erster die 48 Sekunden unterbot. Doch keiner hat den 400-m-Hürdenlauf so perfektioniert wie Edwin Moses. Der Amerikaner baute seinen Lauf auf genau 152 Schritten auf - und beherrschte damit zehn Jahre lang die Szene. Er verbesserte viermal den Weltrekord, erstmals bei seinem Olympiasieg 1976. Zwischen 1977 und 1987 blieb er in 122 Rennen in Folge ungeschlagen. 1983 und 1987 wurde er Weltmeister, 1984 in Los Angeles gewann das Ausnahme-Talent sein zweites Olympia-Gold. Zum Ende seiner Karriere sicherte sich Moses 1988 Bronze in Seoul. Sein Nachfolger sparte an Schritten und gewann mit seinem Zwölf-Schritt-Rhythmus an Zeit: "Spiderman" Kevin Young (USA) triumphierte 1992 in bis heute gültiger Weltrekordzeit (46,78) bei Olympia und 1993 bei den Weltmeisterschaften.

Unvergessene Duelle mit Harald Schmid

Moses' härtester Widersacher war ein Deutscher: Harald Schmid aus Gelnhausen. Der dreimalige Europameister liefert sich mit dem US-Amerikaner unvergessene Duelle - und zog bis auf ein einziges Mal 1977 immer den Kürzeren. Das einzige deutsche Olympia-Gold über 400 m Hürden holte Volker Beck. Bei den Boykott-Spielen in Moskau lief der Erfurter in 48,70 Sekunden zum Sieg.

Sanchez kehrt in London auf Olymp zurück

Sanchez gewinnt in 47,63 Sekunden Gold © SID-IMAGES/AFP/OLIVIER MORIN

Fassungslos über Gold in London: Felix Sanchez.

In der jüngeren Vergangenheit dominierte Felix Sanchez. Der gebürtige New Yorker, der für die Dominikanische Republik startete, gewann bei der WM 2001 seine erste Goldmedaille. 2003 folgte in Paris WM-Titel Nummer zwei, ein Jahr später der Olympiasieg. Aufgrund von Verletzungen konnte Sanchez das Niveau nicht halten, erst 2007 zeigte er fast wieder seine alte Klasse und sicherte sich WM-Silber. Der Sieg in Osaka ging an den Amerikaner Kerron Clement, der auch 2009 in Berlin nicht zu schlagen war. Sein Landsmann Angelo Taylor holte 2008 in Peking, wo er Clement auf Rang zwei verwies, seinen zweiten Olympiasieg nach Sydney 2000. Gold bei den Sommerspielen 2012 in London ging an den bei der Siegerehrung völlig überwältigten und von Tränen des Glücks geschüttelten Sanchez.

Erstes Olympia-Gold nach Marokko

Die ersten 400-m-Hürden-Rennen der Frauen fanden 1971 statt. Zunächst beherrschen die Läuferinnen aus dem Ostblock die Szene. Das erste Olympia-Gold ging dann aber 1984 sensationell an die Marokkanerin Navel El Moutawakel. Eine gute Bilanz über den langen Hürdensprint hatten anfangs auch die deutschen Frauen. Sabine Busch aus Erfurt gewann bei der WM 1987 in Rom Gold und verteidigte daneben erfolgreich ihren Titel mit der 4x400-m-Staffel. Busch (1985) und zuvor schon Karin Rossley (1977 und 1980) trugen sich zudem in die Weltrekordliste ein.

Duell Batten gegen Buford

Kim Batten © Picture-Alliance/dpa

Blau bebrillt zu Gold gelaufen: US-Hürden-Star Kim Batten.

Das wohl spektakulärste Frauen-Rennen der Geschichte lieferten sich die US-Amerikanerinnen Tonja Buford und Kim Batten bei der WM 1995 in Göteborg. Batten siegte schließlich in Weltrekordzeit (52,61) mit einer Hundertstelsekunde Vorsprung. Die Russin Julia Pechonkina verbesserte diese Marke 2003 auf 52,34 Sekunden und sicherte sich WM-Bronze (2003), -Gold (2005) und -Silber (2007). Bei den Sommerspielen 2008 in Peking überraschte Melaine Walker noch als Olympiasiegerin. Ein Jahr später bestätigte die Jamaikanerin ihre Ausnahmestellung in Berlin und wurde auch Weltmeisterin. Die Tschechin Zuzana Hejnova, Bronzemedaillengewinnerin 2012 in London und Europas Leichtathletin des Jahres 2013, triumphierte bei den Welt-Titelkämpfen 2013 und 2015.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 09.07.2016, 20.15 Uhr

Stand: 01.06.16 10:10 Uhr

Titelverteidiger

Männer:
Kariem Hussein (Schweiz) 48,96 Sek.
Frauen:
Eilidh Child (Großbritannien) 54,48 Sek.

Rekorde

Männer:
WR: Kevin Young (USA) 46,78 Sek.
ER: Stephane Diagana (Frankreich) 47,37
DR: Harald Schmid (Gelnhausen) 47,48
Frauen:
WR: Julija Petschonkina (Russland) 52,34
ER: Julija Petschonkina (Russland) 52,34
DR: Sabine Busch (Erfurt) 53,24

Termine und Teilnehmer

Frauen - 400 m Hürden
Datum Zeit Runde
08.07. 14:15 Uhr Vorläufe, 1. Vorlauf
08.07. 14:23 Uhr Vorläufe, 2. Vorlauf
08.07. 14:31 Uhr Vorläufe, 3. Vorlauf
08.07. 14:39 Uhr Vorläufe, 4. Vorlauf
09.07. 20:20 Uhr 1. Halbfinale
09.07. 20:28 Uhr 2. Halbfinale
09.07. 20:36 Uhr 3. Halbfinale
10.07. 17:05 Uhr Finale
Männer - 400 m Hürden
Datum Zeit Runde
06.07. 17:05 Uhr Vorläufe, 1. Vorlauf
06.07. 17:11 Uhr Vorläufe, 2. Vorlauf
06.07. 17:17 Uhr Vorläufe, 3. Vorlauf
06.07. 17:23 Uhr Vorläufe, 4. Vorlauf
07.07. 16:15 Uhr 1. Halbfinale
07.07. 16:22 Uhr 2. Halbfinale
07.07. 16:29 Uhr 3. Halbfinale
08.07. 19:40 Uhr Finale