Hürden-Weltrekordler Martin Lauer © Horstmüller

EM-Geschichte

Von Turin 1934 bis Stockholm 1958

Der Startschuss fiel 1934 in Turin. Heinz Fütterer brillierte 1954: Doppel-Gold bei Deutschlands erster EM-Teilnahme nach dem Krieg. 1958 in Stockholm gabs Gold im halben Dutzend.

Am Freitag, dem 22. August 1958, war die Dämmerung bereits über das altehrwürdige Olympiastadion von Stockholm hereingebrochen. "Första - Première - First: Jakobi, Tyskland - Allemagne - Germany", verkündete der Stadionsprecher. Geehrt wurde die Überraschungssiegerin im Weitsprung, Elisabeth ("Liesel") Jakobi aus Saarbrücken. Die 19-Jährige hatte mit 6,14 m eine von insgesamt sechs Goldmedaillen für Deutschland geholt. Als der erste von drei Fanfarenstößen erklang und die schwarz-rot-goldene Fahne aufgezogen wurde, stimmten die rund 2.000 deutschen Leichtathletik-Fans die dritte Strophe des Deutschland-Liedes an. Auf eine gemeinsame Nationalhymne hatte sich die (gesamt-)deutsche Mannschaft vor der EM nicht einigen können - und daher verabredet, im Fall eines deutschen Sieges nur drei Fanfarenstöße zu spielen.

Überzeugende Vorstellung von Martin Lauer

"Es gibt nur ein' Martin Lauer", hätten die deutschen Fans zuvor schon skandieren können, denn der Kölner hatte im Vorlauf über 110 m Hürden eine so überzeugende Vorstellung geboten, dass klar war: Nur Lauer selbst könnte Lauer schlagen, was nicht passierte - Gold Nummer fünf am letzten Tag der sechsten EM vom 19. bis 24. August. Armin Hary (100 m), Manfred Germar (200 m), die 4x100-m-Staffel der Männer und Marianne Werner im Kugelstoßen komplettierten die deutsche Erfolgsbilanz mit Rang zwei sowohl in der Medaillenstatistik als auch in der Nationenwertung.

Bern 1954: Aufregung um das "Fehlurteil"

Stabwechsel zwischen Heinz Fütterer (li.) und Manfred Germar 1958 © Horstmüller

In Bern 1954 nach umstrittener Disqualifikation um den Sieg gebracht: Staffelläufer Heinz Fütterer (li.) und Manfred Germar.

Vier Jahre zuvor war Deutschland 1954 im Berner Neufeld-Stadion erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder bei einer Leichtathletik-EM vertreten. Heinz Fütterers triumphaler Doppelsieg über 100 m in 10,5 Sekunden und 200 m in egalisierter Europarekordzeit von 20,9 Sekunden überstrahlte damals das bemerkenswerte Resultat der deutschen Mannschaft, die durch die äußerst umstrittene Disqualifikation der 4x100-m-Männerstaffel (in der Besetzung Leonhard Pohl, Peter Kraus, Heinz Fütterer und Manfred Germar) um einen weiteren Sieg gebracht wurde. In der Nationen-Gesamtwertung fehlten die durch das so genannte "Berner Fehlurteil" vorenthaltenen Punkte am Ende zu Platz drei.

Europameisterschaften seit 1934

Die kontinentalen Titelkämpfe gehen auf eine Anregung von Szilard Stankovits, dem Präsidenten des ungarischen Leichtathletik-Verbandes in der Europa-Kommission des Weltverbandes IAAF, zurück. Erstmals 1934 wurden seine Ideen realisiert. Da im selben Jahr bereits Frauen-Weltspiele veranstaltet wurden, wurden in Turin nur Männer-Wettbewerbe ausgeschrieben; die Frauen gesellten sich ab 1938 in Paris hinzu. 1942 fielen die Europameisterschaften wegen des Krieges aus, 1946 in Oslo und 1950 in Brüssel wurde Deutschland nicht eingeladen. Stellte 1954 nur der westdeutsche DLV die "deutsche" Mannschaft, kamen 1958 und 1962 Athleten des ostdeutschen DVfL mit ins gemeinsame Team. Von 1966 bis 1990 bot die DDR eine eigene Mannschaft auf.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 09.07.2016, 20.15 Uhr

Stand: 25.05.16 15:54 Uhr