Leichtathletik-Fans bei der "Welle" © picture alliance/augenklick Foto: Rauchensteiner/Augenklick

EM-Geschichte

Athen 1982 und Stuttgart 1986

Athen 1982 brachte für den DLV das bis dahin beste EM-Resultat aller Zeiten. Die beste EM-Stimmung aller Zeiten kam in Stuttgart auf. Die Fans feierten - nicht nur Harald Schmid.

Sogar der Bundespräsident war enthusiasmiert: "So etwas habe ich bei der Leichtathletik überhaupt noch nie erlebt", begeisterte sich Schirmherr Richard von Weizsäcker nach den erstmals in Deutschland ausgetragenen Europameisterschaften vom 26. bis 31. August 1986. Die geradezu südländische Stimmung übertrug sich - unabhängig von der nicht immer entsprechenden Wetterlage - von den Rängen im Neckarstadion auf die Athleten unten auf der Bahn. Ohne Rücksicht auf Nationalitäten spendete das ebenso fachkundige wie bemerkenswert faire Publikum jedem Beifall, der Großes vollbracht hatte und tröstete auch jene, die nicht zu den Siegern gehörten.

Harald Schmid zum Dritten

400-m-Hürden-Europameister Harald Schmid © picture-alliance/ dpa Foto: Harry Melchert

Auf dem Weg zum EM-Triple über 400-m-Hürden: "Stil-Ikone" Harald Schmid.

Der bundesdeutsche "Held" von Stuttgart war wohl Harald Schmid. Nach Prag 1978 und Athen 1982 holte der Vorzeige-Athlet der achtziger Jahre beim "Heimspiel" über 400 m Hürden erneut Gold. Dass die deutsche 4x400-m-Staffel mit Schmid auf Position drei trotz deutschem Rekord nach fünfmal Gold diesmal hinter den Briten "nur" Silber holte, war dem Gelnhausener am Schlusstag nicht anzulasten. Das zweite DLV-Gold bei den 14. kontinentalen Titelkämpfen gab es für Speerwerfer Klaus Tafelmeier (Leverkusen) nach einer langen Durststrecke von Verletzungen und Enttäuschungen vor Detlef Michel (DDR). Die "Blauhemden" auf Rang zwei der Medaillenstatistik hinter der UdSSR sammelten 29 Mal Edelmetall; von den elf "Goldenen" holten allein die Frauen neun. Heike Drechsler gewann nicht nur den Weitsprung ungefährdet, sondern stellte über 200 m auch den Weltrekord ihrer Landsfrau Marita Koch (21,71 Sek.) ein, die ihrerseits mit 1,45 Sekunden Abstand auf die Zweitplatzierte die 400 m souverän für sich entschied. Unvergessen: "La Ola" auf schwäbisch, die die Norwegerin Ingrid Kristiansen im 10.000-m-Finale über 25 Runden begleitete und zum Gold trug.

1982: Ein Hochfest der Leichtathletik

Hans-Peter Ferner (r.) vor Weltrekordler Sebastian Coe (M.) im 800-m-Finale der EM Athen 1982 © Horstmüller

Sensationssieger in Athen: DLV-Meister Hans-Peter Ferner (re.) vor Weltrekordler Sebastian Coe (M.) im 800-m-Finale.

Es waren denkwürdige Tage bei den 13. Europameisterschaften im neuen Athener Olympiastadion. Den Deutschen war es wider Erwarten gelungen, in der Konkurrenz internationaler Spitzenkönner zu bestehen. Der Präsident des Europäischen Leichtathletik-Verbandes EAA, Arthur Gold, nannte die DLV-Mannschaft daher "die Überraschung dieser EM" vom 6. bis 11. September 1982. Für das wohl größte Erstaunen in der Fachwelt sorgte der deutsche 800-m-Meister Hans-Peter Ferner aus Ingolstadt, der den britischen Weltrekordler Sebastian Coe vom Sockel stieß. Dagegen war weniger der Sieg von Titelverteidiger Schmid über 400 m Hürden als vielmehr dessen Art und Weise sensationell. Der Gelnhausener deklassierte die Konkurrenz um 1,12 Sekunden und verbesserte seinen eigenen Europarekord aus dem Jahre 1979 um 37 Hundertstel auf 47,48 Sekunden.

Meyfarth mit Weltrekord

Ulrike Meyfarth bei ihrem Weltrekord über 2,02 m bei der EM 1982 in Athen © picture-alliance/ dpa Foto: Heinz Wieseler

Zehn Jahre nach München mit Weltrekord zum EM-Titel: Hochsprung-Legende Ulrike Meyfarth.

1,80 - 1,85 - 1,88 - 1,91 - 1,94 - 1,97 - 2,00: Jede dieser Höhen nahm Ulrike Meyfarth im ersten Versuch. Makellos demonstrierte die Sensations-Olympiasiegerin von 1972 ihre glänzende Form. Damit war sie bereits Europameisterin. Denn Tamara Bykowa, die UdSSR-Meisterin, und Sara Simeoni, die zierlich-sehnige Weltrekordlerin aus Italien, waren bei 1,97 m am Ende. Doch Meyfarth wollte - und konnte - noch mehr: 2,02 m, Weltrekord im dritten Versuch! 80.000 im Stadion huldigen der neuen Titelträgerin mit "standing ovations". Zehn Jahre nach München war die Meyfarth wieder ganz vorn, ganz oben. Erstaunlicherweise auf Rang zwei im Medaillenspiegel hinter der DDR - noch vor der UdSSR - beendete der 59-köpfige Kader der westdeutschen Leichtathleten die EM von Athen. Hartmut Weber (400 m), Thomas Wessinghage (5.000 m), Patriz Ilg (3.000 m Hindernis), die 4x400-m-Staffel mit Erwin Skamrahl, Schmid, Thomas Giessing und Hartmut Weber sowie Dietmar Mögenburg (Hochsprung) vergoldeten das beste EM-Resultat aller Zeiten für den DLV.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 09.07.2016, 20.15 Uhr

Stand: 31.05.16 12:02 Uhr