Renaud Lavillenie liegt der Stabhochsprung im Blut: Sein Vater Gilles war selbst aktiv und weckt in seinem Sohn die Leidenschaft für die anspruchsvolle Leichtathletik-Disziplin. Als Teenager springt er der internationalen Konkurrenz noch hinterher, ...
... doch sein Training zahlt sich erstmals bei der Hallen-EM 2009 in Turin aus: Mit 5,81 m sichert sich der Franzose seine erste Goldmedaille bei einem großen Wettkampf.
Drei Monate später holt sich Lavillenie den Sieg bei der Team-EM in Leiria in Portugal. Er überspringt im zweiten Versuch 6,01 m und ist damit der 17. Stabhochspringer, der die magische Marke von sechs Metern knackt.
Vor der WM 2009 in Berlin hat er sich ebenfalls viel vorgenommen. Doch bei seinem Debüt ...
... reicht es "nur" zu Bronze hinter dem Australier Steven Hooker und seinem Landsmann Romain Mesnil.
Zur EM 2010 in Barcelona reist der Franzose als Jahresbester und zum ersten Mal als Favorit. Der mit 1,77 m eher klein gewachsene Stabhochspringer erfüllt die Erwartungen ...
... und holt Gold. Er avanciert damit zum ersten französischen Titelträger in der 76-jährigen EM-Geschichte.
Bei ihrer Rückkehr werden die französischen Athleten auf der Avenue des Champs-Élysées in Paris begeistert empfangen. Lavillenie ist endgültig in der Leichtathletik-Elite angekommen.
Dass er nun das Maß aller Dinge im Stabhochsprung ist, stellt er auch bei der Hallen-EM 2011 in Paris unter Beweis.
Er sichert sich Gold mit 6,03 m - persönliche Bestleistung in der Halle und französischer Rekord. Danach scheitert er nur knapp an 6,16 m. Er hätte mit dieser Höhe den Hallen-Weltrekord des legendären Sergej Bubka um einen Zentimeter verbessert.
Bei der Freiluft-WM im selben Jahr in Daegu gehört er erneut zu den Favoriten. Mit 5,85 m reicht es wie schon 2009 in Berlin aber nur zu Bronze. Zu wenig für den ehrgeizigen Franzosen, der in seinem Garten eine eigene Stabhochsprung-Anlage hat.
"Ich liebe beim Stabhochsprung das Gefühl von Risiko und Kontrolle", schwärmt der Franzose. Bei der Hallen-WM 2012 in Istanbul hat er die totale Kontrolle über die Konkurrenz und fliegt mit 5,95 m zum Titel.
Oft ist der Grat zwischen Sieg und Niederlage schmal. Bei der EM 2012 in Helsinki liefert sich Lavillenie einen spannenden Wettkampf mit Björn Otto, der 5,92 m überspringt, aber knapp an der deutschen Rekordhöhe von 6,02 m scheitert.
Lavillenie behält die Nerven, meistert 5,97 m und verteidigt damit seinen Titel.
Auch bei den Olympischen Spielen 2012 in London heißt sein ärgster Konkurrent Otto. Der Deutsche schafft 5,91 m - Lavillenie scheitert zweimal an der Höhe.
Doch dann geht er volles Risiko, spart seinen letzten Versuch für 5,97 m auf - und gewinnt erstmals Olympia-Gold. Silbermedaillengewinner Otto (M.) und Raphael Holzdeppe (Bronze, l.) begleiten den neuen Olympiasieger auf der Ehrenrunde.
Für einen Paukenschlag sorgt Lavillenie dann Anfang 2013. Bei der Hallen-EM in Göteborg hat er den Titel bereits sicher, als er 6,07 m auflegen lässt, ...
... und die Höhe als erster Stabhochspringer nach Sergej Bubka meistert. Die Latte bleibt nach einem Kontakt zwar oben, liegt aber nicht mehr auf dem Aufleger - der Versuch ist damit ungültig.
Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt: Als Lavillenie begreift, dass der Sprung nicht gewertet wird, sinkt er am Rande der Laufbahn zusammen und vergießt bittere Tränen. Sein Trainer Philippe d'Encausse versucht vergeblich, ihn zu trösten.
Doch Lavillenie weiß jetzt, wozu er in der Lage ist. Monate später schraubt er seinen persönlichen Freiluft-Rekord beim Diamond-League-Meeting in London auf 6,02 m. Er ist nun Achter der ewigen Bestenliste.
Bei den Weltmeisterschaften in Moskau knüpft Lavillenie an seine guten Leistungen an und gewinnt erstmals WM-Silber. Nur Raphael Holzdeppe (M.) springt höher.
Anfang 2014 tritt der Franzose dann endgültig das Erbe des legendären Sergej Bubka an. In Donezk bricht Lavillenie den 21 Jahre alten Stabhochsprung-Hallenweltrekord und fliegt über 6,16 m.
"Ich sah im Fallen, dass die Latte oben bleibt. Das war ein unbeschreibliches Gefühl, ein magischer Moment". Am Weltrekord-Abend lässt "Air Lavillenie" noch 6,21 m auflegen. Beim Versuch, auch diese Höhe zu meistern, zieht er sich aber eine Fußverletzung zu.
Im selben Jahr krönt der Franzose seine Leistung mit dem dritten EM-Titel in Folge.
Einziges Manko in der schillernden Karriere des Franzosen bleibt die fehlende Goldmedaille bei Weltmeisterschaften. Auch in Peking 2015 reicht es für Lavillenie "nur" zu Bronze.
Als Goldfavorit zu den Europameisterschaften in Amsterdam 2016 angereist, bringt der Franzose ein ganz besonderes Kunststück fertig: Er steigt erst bei 5,75 m ein - und reißt die Latte in allen seinen drei Versuchen. Ein "Salto Nullo" - wie bitter!