Symbolbild: Doping in Russland © imago/Ralph Peters

IAAF sperrt russische Leichtathleten für Olympia

Der Leichtathletik-Weltverband hat die Sperre gegen Russlands Leichtathleten verlängert. Diese gilt somit auch für die Olympischen Spiele. Ausgeschlossen ist ein Start von einzelnen russischen Leichtathleten in Rio jedoch nicht. Die endgültige Entscheidung trifft das IOC.

Die russischen Leichtathleten bleiben weiterhin von allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen und werden nicht als komplettes Team bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro an den Start gehen. Diese Entscheidung traf der Leichtathletik-Weltverband IAAF am Freitag bei seiner Sitzung in Wien. Die Entscheidung im IAAF-Council fiel nach Aussage von IAAF-Präsident Sebastian Coe einstimmig. Zuvor hatte die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) in einem Bericht von flächendeckendem Doping in Russland gesprochen. Eine endgültige Entscheidung über das Olympia-Aus trifft das Internationale Olympische Komitee (IOC), das Ausrichter der Spiele in Brasiliens Metropole ist. Bereits am Samstag will sich die IOC-Exekutive beraten. Eine Entscheidung wird aber wohl erst beim IOC-Treffen am kommenden Dienstag in Lausanne fallen. Zwar hat IOC-Präsident Thomas Bach angekündigt, der IAAF-Entscheidung zu folgen. Dennoch gibt es wohl eine Hintertür für russische Leichtathleten: Einzelne Sportler dürfen eine Teilnahme beantragen, wenn sie überzeugend darstellen könnten, dass sie vom russischen Doping-System nicht "befleckt" seien, erklärte der Vorsitzende der IAAF-Taskforce Rune Andersen.

Möglich ist auch, dass russische Athleten versuchen, ihren Olympia-Start vor ordentlichen Gerichten zu erzwingen. Dies hat bereits Stabhochsprungstar Jelena Issinbajewa angekündigt. "Das ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Dazu werde ich nicht schweigen", sagte die Wetlrekordlerin zur IAAF-Entscheidung. Russlands Staatspräsident Wladimir Putin nannte die Sperre "unfair".

WADA erhebt schwere Vorwürfe gegen Russland

Die Vorwürfe der WADA gegen Russland sind seit Monaten gravierend. Aufgrund eines WADA-Berichts war der russische Leichtathletik-Verband im November 2015 suspendiert worden. Trainer und Funktionäre sollen den Betrug befördert und gedeckt haben. Im Moskauer Doping-Kontrolllabor soll ebenfalls gemauschelt worden sein. Selbst Sportminister Witali Mutko sei in viele Vorgänge eingeweiht gewesen. Zwei Tage vor der Entscheidung erhob die WADA zum wiederholten Mal schwere Anschuldigungen: Zwischen dem 15. Februar und 29. Mai konnten in Russland 736 geplante Dopingkontrollen nicht durchgeführt werden. Die 736 Tests betrafen nicht nur die Leichtathletik.

DLV-Präsident Prokop skeptisch

"Ich begrüße die konsequente Entscheidung über den russischen Ausschluss. Gleichzeitig stehe ich dem Beschluss, vermeintlich sauberen Athleten eine Startberechtigung zu geben, mit größter Skepsis gegenüber. Wenn ein Anti-Doping-Programm in der Vergangenheit nachweislich nicht funktioniert hat, kann Chancengleichheit nicht gegeben sein", kommentierte der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Clemens Prokop, die IAAF-Entscheidung. Aus Prokops Sicht erlauben negative Ergebnisse von zeitnah durchgeführten Kontrollen keine verlässlichen Rückschlüsse auf Methoden in der bereits länger zurückliegenden Aufbauphase.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 18.06.16 10:48 Uhr