Fußball

Deutsche Fußballfrauen starten Gold-Mission

von Dirk Hofmeister und Sanny Stephan, sportschau.de

Offiziell beginnen die Olympischen Spiele am Freitag, doch für die Frauenfußballerinnen wird es schon am späten Mittwochabend (03.08.16) ernst. Die ersten Gruppenspiele stehen an. Auch die deutsche Mannschaft greift ab 23 Uhr (MESZ) ins Turnier ein: Auftaktgegner ist Simbabwe.

Seit den Spielen 1996 in Atlanta ist Frauenfußball olympisch. Und mit einer Ausnahme sahnte immer die USA Gold ab. Nur in Sydney im Jahr 2000 verloren die Amerikanerinnen das Finale gegen Norwegen. Die deutsche Mannschaft ergatterte dreimal Bronze (2000, 2004, 2008), verpasste die Qualifikation für die Spiele in London und plant am Zuckerhut den Angriff auf Gold. "Die Spielerinnen sind extrem willig und es macht großen Spaß, mit ihnen zu arbeiten", sagte Bundestrainerin Silvia Neid vor dem Turnierstart. Die Gruppe mit Simbabwe, Australien und Kanada hat es aber in sich: "Ich hoffe, dass wir nicht zu viele Körner in der Vorrunde lassen, weil es schon im Viertelfinale richtig rund gehen kann." Das große Ziel der Olympia-Reise ist das berühmte Maracanã-Stadion in Rio, wo am 19. August das Endspiel steigt. Dort will die Bundestrainerin zum Abschluss ihrer Karriere Gold.

Die deutschen Gruppengegner

Simbabwe: "Mächtige Kriegerinnen" als Außenseiter

Die "mächtigen Kriegerinnen" aus Simbabwe kassierten im letzten Testspiel vor Olympia eine Niederlage - mit 0:3 mussten sich die "Mighty Warriors" gegen China geschlagen geben. "Dabei sein ist alles" - so das Motto des FIFA-Weltranglisten-93. bei der ersten Teilnahme an einem großen internationalen Turnier. Nach einer dramatischen und teilweise chaotischen Qualifikation - unter anderem mit ausgefallenen Spielen - glaubt man in Simbabwe aber auch an seine Außenseiterchance: "Wir sind die Underdogs. All unsere Gegner stehen unter Druck, denn sie müssen uns besiegen. Wir können dagegen ganz unbeschwert aufspielen", klingt Angreiferin Rudo Nashamba durchaus optimistisch. Wie Nashamba kicken übrigens alle Nationalspielerinnen in der heimischen ersten oder zweiten Liga. Allein die Teilnahme in Rio ist für alle schon ein Riesen-Erfolg.

Spieltag: Mittwoch, 03.08.2016 (23:00 Uhr/MESZ) in der "Arena de Sao Paulo".

Australien schon eine andere Hausnummer

Der Weltranglisten-Fünfte aus Australien kam bei seinen bisherigen zwei Olympia-Starts nie über die Vorrunde heraus, ist aber eine ganz andere Hausnummer als der Außenseiter Simbabwe. Deutschlands Trainerin Neid warnt deshalb vor dem zweiten Gruppengegner: "Australien hat wahnsinnig schnelle Spielerinnen." Zwei Kickerinnen aus Down Under verdienen ihr Geld in Deutschland: Elise Kellond-Knight kickt beim 1. FFC Turbine Potsdam, Emily van Egmond läuft für den 1. FFC Frankfurt auf. Ein besonders wachsames Auge sollten die Deutschen vor allem auf Lisa De Vanna haben. In 113 Spielen bejubelte sie 39 Tore - damit ist sie die absolute Überfliegerin im australischen Team, das sich beim asiatischen Qualifikationsturnier neben China einen der beiden Olympia-Startplätze sicherte. "Das wird eines der schwersten Turniere, die wir je gespielt haben. Aber wenn wir Erfolg haben, kann das den Frauenfußball in Australien völlig umkrempeln", glaubt De Vanna.

Spieltag: Samstag, 06.08.2016 (23:00 Uhr/MESZ) in der "Arena de Sao Paulo".

Kanada: Endlich der große Wurf?

Mit ähnlich hohen Erwartungen wie das deutsche Team geht die kanadische Auswahl ins Turnier. "Wir glauben an uns und wollen die Goldmedaille nach Hause bringen", so die selbstbewusste Vorgabe von Kanadas Torfrau Stephanie Labbe. Das Team ist zweifellos gut besetzt, fast alle kicken in der US-amerikanischen National Soccer League, mit Sophie Schmidt vom 1. FFC Frankfurt ist auch einen Bundesliga-Spielerin an Bord. Auf die ganz großen internationalen Erfolge können die Kanadierinnen aber noch nicht zurückblicken. Bei der Heim-WM im vergangenen Jahr schied das Team von Headcoach John Herdman sogar schon im Achtelfinale aus. Immerhin: Bei Olympia läuft es besser, vor vier Jahren gab es Bronze. Ob es allerdings ein gutes Omen ist, dass mit einem 0:1 gegen Frankreich ausgerechnet das letzte Vorbereitungsspiel verloren ging, muss sich noch zeigen.

Spieltag: Dienstag, 09.08.2016 (21:00 Uhr/MESZ) im "Estadio Nacional in Brasilia"

Wer sind die Favoriten?

Nationaltrainerin Neid hat es eigentlich schon gesagt: Wer gehört eigentlich nicht zum Favoritenkreis? Die Hälfte der zwölf Teams darf sich Chancen ausrechnen. Neben Deutschland und Seriensieger USA müssen auch Brasilien, Frankreich, Kanada und Schweden genannt werden.

Die Stars der Spiele

Brasiliens Star Marta nimmt bereits zum vierten Mal an Olympischen Spielen teil.

Marta, Hope Solo, Christine Sinclair oder Anja Mittag - für die Stars des olympischen Frauen-Fußballturniers könnten die Spiele in Rio das letzte große internationale Turnier sein. Allesamt sind sie 30 Jahre oder älter, allesamt können sie den Spielen den Stempel aufdrücken. Klar, dass die 38-jährige Marta bei den Heim-Spielen ganz besonders glänzen will. Die fünffache Weltfußballerin erlebt in Rio ihre vierte Olympia-Teilnahme, nach Silber 2004 und 2008 hofft sie nun auf ihr erstes Olympia-Gold.

Eine Legende ist auch Hope Solo - die US-Amerikanerin gewann bereits dreimal Olympia-Gold. Und eine Menge Rekorde tragen ihren Namen: Als einzige Torhüterin auf der Welt blieb sie in 100 Länderspielen ohne Gegentor, mit 197 Länderspielen und mehr als 150 Siegen ist sie als Torhüterin auch hier unerreicht. Weil Solo mit Carli Lloyd und Alex Morgan zwei weitere Fußball-Superstars im Team hat, zählen die USA zu den Top-Favoriten auf den Olympia-Titel.

Auf noch mehr Länderspiele als Solo kann Christine Sinclair zurückblicken. Unfassbare 243 Mal stand die Kanadierin in Länderspielen auf dem Platz. Mehr als 160 Tore erzielte die 33-Jährige dabei. Sechs Mal wurde Sinclair zur Wahl als Weltfußballerin des Jahres nominiert. Gewinnen konnte sie aber noch nie. Vielleicht kann sie ihre Karriere ja in Rio krönen ...?

Die Spielerin im deutschen Team mit den meisten internationalen Einsätzen ist Anja Mittag. Mit 137 Einsätzen ist die Angreiferin nach Brasilien gereist.

Es könnte auch das Turnier der Nachwuchssternchen werden. Im Vorfeld haben sich zwei Amerikanerinnen in den Mittelpunkt gedribbelt. Lindsey Horan (21) und Mallory Pugh (18) verblüfften mit Antrittsstärke und Schnelligkeit. Auch Kanada hat mit Kadeisha Buchanan (20) und Ashley Lawrence (21) zwei Toptalente in seinen Reihen.

Was Sie sonst noch wissen sollten ...

- Rebecca Rolls gab vor 22 Jahren ihr Debüt in der Nationalmannschaft von Neuseeland. Mittlerweile ist sie 40 Jahre alt und die älteste Spielerin. Das eigentlich Bemerkenswerte: Rolls wurde vor ihrer Fußball-Karriere schon Cricket-Weltmeisterin mit Neuseeland.

- Fünf Olympische Spiele - und eine war immer dabei: die Brasilianerin Formiga. Die 38-Jährige hat bislang 24 Partien bei Olympischen Spielen bestritten - so viele wie keine andere Spielerin.

- Olympia ist ihre Schokoladenseite: Die US-Fußballfrauen halten mit elf hintereinander eingefahren Siegen die längste Erfolgsserie des Olympischen Fußballturniers. Zuletzt verlor das Team 2008 gegen Norwegen.