
Neu bei Olympia: "Citius, altius, fortius"
Mit dem Gigantismus der Spiele, bei dem nur neue Rekorde zählen, hat das olympische Motto "Citius, altius, fortius" nur bedingt zu tun. Eigentlich meint es genau das Gegenteil. "Schneller, höher, stärker" - im deutschen Sprachgebrauch mit "Schneller, höher, weiter" eingeführt - sind keine Aufforderung zum Größenwahn, sondern sollen den Athleten dazu anspornen, sein Bestes zu geben und diese persönliche Bestleistung auch als höchsten Gewinn anzusehen.
"Dabei sein ist alles"
Das jedenfalls gibt Dominikanerpater Henri Didon seinen Schützlingen beim Schülersportfest des Dominikaner-Kollegs Albertus-Magnus in Arcueil bei Paris am 7. März 1891 mit auf den Weg, als er ihnen einen Wimpel überreicht mit der Aufforderung, dass dieser "sie oft zum Sieg, immer zum Wettkampf begleiten sollte". Den Leitspruch "citius, altius, fortius" charakterisiert der Pater als das Fundament und die Begründung des Sporttreibens schlechthin. Pierre de Coubertin, so der Mainzer Sporthistoriker Norbert Müller, muss die Ansprache des Paters und den Leitspruch stark verinnerlicht haben. Coubertin ist seinerzeit Generalsekretär der französischen Vereinigung der Schüler-Sportvereine (U.S.F.S.A.) und als Wettkampfleiter 1891 dabei. Drei Jahre später, auf der Schlusssitzung des Gründungskongresses des IOC am 23. Juni 1894 in Paris, schlägt Coubertin Didons Leitspruch als Devise für das neugegründete IOC offensichtlich erfolgreich vor.
"Dabei sein ist alles" oder "Teilnehmen ist wichtiger als gewinnen" sind die zwei anderen Variationen dieses Gedankens. Das olympische Motto soll ausdrücklich nicht nur für Sportler, sondern für alle Menschen gelten.
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Geschichte
Das waren die Olympischen Spiele 1924
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Die VIII. Olympischen Spielen werden vom 4. Mai bis zum 27. Juli 1924 in Frankreichs Hauptstadt Paris ausgetragen.
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Auf den französischen Dominikaner-Mönch Henri Didon geht das lateinische Motto der Olympischen Spiele Citius, altius, fortius (deutsch: "Schneller, Höher, Stärker") zurück. In Paris wird es 1924 zum ersten Mal offiziell zitiert.
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Die US-Amerikanerin Helen Wills (l.) gilt noch heute als eine der besten Tennisspielerinnen aller Zeiten. In Paris gewinnt sie im Alter von 18 Jahren Gold im Einzel und im Doppel.
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US-Schwimmer Johnny Weissmüller gewinnt in Paris neben Gold über 400 m noch zwei weitere Goldmedaillen im Schwimmen sowie Silber im Wasserball. Richtig berühmt wird er aber erst später durch seine Hollywood-Karriere als Tarzan-Darsteller.
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Drei Läufer nehmen im olympischen 3.000-m-Hindernisrennen im Pariser Stade de Colombes das Hindernis, das aus einer Hecke besteht, und springen in die Wasserlache.
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Hochspringer Harold M. Osborn aus den USA überquert die Hochsprunglatte bei angezeigten 1,98 m und gewinnt mit dieser Leistung die Goldmedaille. Auch im Zehnkampf wird der 25-Jährige in Paris Olympiasieger.
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Der Geländelauf geht als "Hitzeschlacht von Colombes" in die Geschichte ein. Bei Temperaturen von 45 Grad Celsius erreichen nur 15 der 38 Läufer das Ziel. Am Ende siegt der Finne Paarvo Nurmi (M.) deutlich vor seinem Landsmann Ville Ritola und holt sich so eine seiner insgesamt fünf Goldmedaillen.
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Nurmi siegt außerdem noch über 1.500 und 5.000 m sowie mit der Mannschaft über 3.000 m und beim Geländelauf.
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Der US-Amerikaner William DeHart Hubbard gewinnt am 9. Juli in Paris Weitsprung-Gold mit einer Weite von 7,44 m. Es ist der erste Olympiasieg für einen Schwarzen in einer Einzeldisziplin.
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Das Finish im 200-m-Lauf der Männer im Pariser Stade de Colombe vor einer vollbesetzten Zuschauertribüne: US-Sprinter Jackson Scholz (2.v.l.) wirft sich als erster in die Zielschnur.
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Olympiasiegerin mit 16: Martha Norelius aus den USA gewinnt die Goldmedaille über 400 m Freistil (6:02,2 min).