
Verena Sailer
Steckbrief
in Illertissen
Größe: 166 cm
Gewicht: 57 kg
Verein: MTG Mannheim
Trainer: Valerij Bauer
Beruf: Studentin (Wirtschaftspsychologie)
Sportliche Eckdaten
11,02 Sek. (2013)
Größte Erfolge
Olympische Spiele:5. Platz 2012 (4x100 m)
5. Platz 2008 (4x100 m)
Weltmeisterschaften:
5. Platz 2015 (4x100 m)
4. Platz 2013 (4x100 m)
Bronze 2009 (4x100 m)
Europameisterschaften:
Gold 2012 (4x100 m)
6. Platz 2012
Gold 2010
Hallen-EM:
Bronze 2015
Bronze 2009
Deutsche Meisterschaften:
Gold 2015
Silber 2014
Gold 2013
Gold 2012
Gold 2010
Gold 2009
Gold 2008
Gold 2007
Gold 2006
U23-EM:
Gold 2007
Silber 2007 (4x100 m)
Bronze 2005
"Wahnsinn, Wahnsinn, das ist unglaublich", stammelte Verena Sailer am Abend des 29. Juli 2010 - Minuten zuvor hatte die Sprinterin der MTG Mannheim bei den Europameisterschaften in Barcelona völlig überraschend Gold über 100 m gewonnen. In damaliger persönlicher Bestzeit von 11,10 Sekunden verwies sie die Konkurrenz auf die Plätze. Sailers Triumph bedeutete die erste deutsche EM-Medaille in einem 100-m-Finale seit 16 Jahren. Erst mit zwölf Jahren vom Turnen zur Leichtathletik gewechselt, krönte sich die gebürtige Bayerin mit 24 zu Europas Sprintkönigin.
Neuer Abschnitt
Sprint
Verena Sailer - Die deutsche Sprintkönigin
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Verena Sailer, die am 16. Oktober 1985 in Illertissen geboren wird, beginnt ihre sportliche Laufbahn als Turnerin. Doch schnell bemerkt sie, welch großes Sprinttalent in ihr steckt. "Ich bin schon im Kindergarten allen davon gelaufen", erzählt sie später.
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Mit elf Jahren beginnt Sailer mit regelmäßigem Leichtathletiktraining. Schnell stellen sich in der Jugend Erfolge ein. In der Riege der "Großen" gewinnt sie 2006 in Ulm erstmals die deutsche Meisterschaft über 100 m. Sie verteidigt den Titel bis einschließlich 2010.
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Die 1,66 Meter große Läuferin (2.v.l.) macht bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking das erste Mal außerhalb Deutschlands auf sich aufmerksam: Mit der Staffel über 4x100 m erreicht Sailer (2.v.l.) den fünften Platz.
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Ein Jahr später gewinnt die gebürtige Bayerin Bronze über 60 m bei den Hallen-Europameisterschaften 2009 in Turin. Es ist ihre erste internationale Medaille.
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Ein halbes Jahr später folgt ihr erster großer Freiluft-Erfolg auf internationaler Bühne: Bei der WM in Berlin kommt die Schlussläuferin der 4x100-Staffel als Dritte ins Ziel ...
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... und sichert den DLV-Läuferinnen Bronze.
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2010 folgt der vorläufige Höhepunkt Sailers Karriere bei der EM in Barcelona: Nach einem packenden Finale über 100 Meter blickt die Sprinterin mit bangem Blick auf die Anzeigetafel.
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Die Auswertung des Fotofinishs beweist, dass Sailer (r.) nach 11,10 Sekunden als Erste ins Ziel kommt und damit auch noch eine persönliche Bestzeit aufstellt.
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"Wahnsinn, Wahnsinn, das ist unglaublich", stammelt Sailer später und kann ihr Glück kaum fassen.
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Die Siegerin bejubelt ihren grandiosen Erfolg und die erste deutsche EM-Medaille in einem 100-m-Finale seit 16 Jahren.
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Sie wird zur "Sportlerin des Jahres 2010" gewählt.
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Nachdem sie die Saison 2011 aufgrund anhaltender Achillessehnenprobleme frühzeitig beenden muss, will sie bei der EM 2012 in Helsinki wieder angreifen. Doch sie läuft der Konkurrenz um Iwet Lalowa (r.) hinterher ...
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... und wird nur enttäuschende Sechste. Sailer (l.) sucht im Anschluss Trost bei ihrer DLV-Kollegin Anne Cibis.
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Den braucht sie nach dem Finale mit der 4x100-m-Staffel nicht: Als Schlussläuferin kommt die Sprinterin nach 42,51 Sekunden ins Ziel ...
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... und bejubelt mit ihren Mitläuferinnen Tatjana Pinto (v.l.), Anne Möllinger und Leena Günther ihr zweites EM-Gold.
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Beim letzten Wettkampf vor den Olympischen Spielen 2012 in London stellt Sailer (vorne) in Weinheim mit 11,05 Sekunden persönliche Bestzeit über 100 Meter auf.
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Den Schwung will sie mit nach London nehmen: Doch über 100 m scheidet sie bereits im Halbfinale aus.
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Mit der Staffel über 4x100 Meter holt sie wie auch schon 2008 den fünften Platz und darf aufgrund der großen Konkurrenz mit dem Ergebnis zufrieden sein.
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2013 hat die Sportmanagement-Studentin (r.) Anlaufschwierigkeiten - bis zu den nationalen Meisterschaften in Ulm: Sailer gewinnt in 11,09 Sekunden ihren siebten DM-Titel und lässt das Feld dabei souverän hinter sich.
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Anfang August läuft die damals 27-Jährige in Weinheim mit 11,02 Sekunden zu einer neuen persönlichen Bestzeit und ist damit die schnellste Deutsche seit Katrin Krabbe 1991 (10,89).
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Bei den Weltmeisterschaften in Moskau ist für Sailer der Traum vom ersten WM-Finale ihrer Karriere im Semifinale ausgeträumt: In 11,16 Sekunden ist sie am Ende Zehntschnellste, verpasst den Einzug in den Endlauf.
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Auch 2014 läuft es für Sailer nicht rund. Bei den deutschen Meisterschaften muss sich die gebürtige Bayerin überraschend Tatjana Pinto geschlagen geben. Bei der EM in Zürich scheitert sie bereits im Halbfinale.
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2015 hat Sailer wieder allen Grund zum Lachen: Nach Verletzungsproblemen holt sich die 29-Jährige bei der DM in Nürnberg den Titel zurück. In Peking soll es jetzt endlich mit der ersten WM-Finalteilnahme klappen.

Strahlende Siegerin: Verena Sailer 2010.
Bereits im Vorjahr hatte Sailer jubeln dürfen: Als Schlussläuferin führte sie die Sprintstaffel bei der Heim-WM in Berlin auf Platz drei. Dass sie im Ziel vor Erschöpfung auf die blaue Kunststoffbahn stürzte, nahm Sailer für eine WM-Bronzemedaille gerne in Kauf. Im selben Jahr hatte sie bei der Hallen-EM als Dritte ihr erstes internationales Edelmetall bei den Erwachsenen geholt. 2015 folgte in Prag Hallen-EM-Bronze Nummer zwei.
Staffel-Gold bei EM in Helsinki
Die Saison 2011 brach Sailer wegen anhaltender Achillessehnenprobleme vorzeitig ab, im Januar 2012 meldete sie sich nach siebenmonatiger Wettkampfpause wieder zurück. Bei der EM in Helsinki belegte sie einen für sie enttäuschenden sechsten Rang, in der Staffel lief Sailer jedoch als Schlussläuferin den Sieg locker nach Hause. "Ich hatte Angst, dass ich nicht laufen kann, aber dann war so viel Adrenalin da, und ich konnte richtig Gas geben", sagte die Mannheimerin. Gut vier Wochen später führte Sailer das DLV-Quartett bei den Olympischen Spielen in London wie schon in Peking 2008 auf einen guten fünften Platz. Im Einzel war für die deutsche Nummer eins erwartungsgemäß das Halbfinale die Endstation.
Schnellste Deutsche seit Katrin Krabbe 1991
Im nacholympischen Jahr lief die Europameisterin ihrer Form lange hinterher. Anfang August 2013 siegte Sailer, die vor dem Start höchstens für ihren Trainer ansprechbar ist, jedoch bei der WM-Generalprobe in Weinheim bei regulärem Rückenwind persönliche Bestzeit: 11,02 Sekunden. Damit ist die 1,66 Meter große Sprinterin die schnellste Deutsche seit Katrin Krabbe 1991 (Bestzeit 10,89). Bei der WM in Moskau erreichte sie wie angepeilt das Semifinale und belegte am Ende Rang zehn. Ihren Traum von einem WM-Finale erfüllte sie sich im März 2014 im polnischen Sopot. Nach einem schwachen Start blieb ihr allerdings bei der Hallen-WM in 7,18 Sekunden nur Rang acht. "Das Finale war mein Ziel. Das habe ich geschafft, und da bin ich stolz drauf", bilanzierte sie.
Keine guten Erinnerungen an Zürich

Verena Sailer vor dem Start.
Nicht rund lief es für Sailer 2014. Nachdem sie sich seit 2006 bei deutschen Meisterschaften immer die Sprintkrone geholt hatte, wenn sie angetreten war - nur 2011 fehlte sie verletzungsbedingt -, musste sich die Favoritin dieses Mal überraschend Tatjana Pinto geschlagen geben. Bei der EM in Zürich scheiterte sie bereits im Halbfinale. Die nächste Enttäuschung folgte mit der Staffel. Durch einen katastrophalen Wechselfehler im Vorlauf verpasste das DLV-Quartett überraschend das Finale. "Es ist leider passiert. Das gehört zum Sport dazu, dass es auf und ab geht. Es wird auch wieder besser", sagte Sailer.
Die Saison 2015 begann mit Verletzungsproblemen und daher spät, bei der DM in Nürnberg holte sich Sailer jedoch in 11,20 Sekunden den Titel zurück und war im Anschluss zu Tränen gerührt. "Ich wollte unbedingt den Titel wiederhaben und freue mich einfach riesig", sagte die 29-Jährige. Bei der Generalprobe in Mannheim stellte sie zwei Wochen vor WM-Beginn mit ihrer Jahresbestzeit von 11,10 Sekunden ihre gute Form unter Beweis. Nur dreimal war sie zuvor schneller unterwegs. In Peking selbst lief es dann aber nicht rund: In ihrem Vorlauf kam sie in 11,41 Sekunden nicht über Platz fünf hinaus und verpasste das anvisierte Halbfinale deutlich. "Ich kann es mir selbst nicht erklären, ich habe mich eigentlich ganz gut gefühlt", sagte Sailer nach dem WM-Aus. Mit der Staffel belegte sie zum Abschluss einen guten fünften Platz.
Stand: 29.08.15 15:40 Uhr