Gesa Felicitas Krause, Julian Reus und Thomas Röhler (Bildmontage) © imago/Beautiful Sports, imago/Pressefoto Baumann, imago/Annegret Hilse

EM-Vorschau

DLV-Athleten wollen vor Rio in Amsterdam glänzen

von Bettina Lenner, sportschau.de

Es ist ein großes, starkes, junges Team - und so chancenreich wie nie: Mit 100 Athleten tritt der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) in Amsterdam an. Es ist die größte Mannschaft seit den Europameisterschaften 1998 in Budapest (112).

Für viele Leistungsträger wie Kugelstoß-Welt- und Europameisterin Christina Schwanitz oder Titelverteidiger David Storl sind die kontinentalen Titelkämpfe in der niederländischen Hauptstadt vor allem die Generalprobe für die rund fünf Wochen später stattfindenden olympischen Leichtathletik-Wettbewerbe in Rio. Einzig die deutschen Mehrkämpfer, die bei den Sommerspielen starten werden, treten nicht bei der EM an. "Wir sehen in der EM einen wichtigen Zwischenpunkt auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Rio", sagte DLV-Teammanager Siegfried Schonert: "Wichtig ist, auf einem hohen Niveau eine Leistungskontrolle durchzuführen. Wir werden diesen Höhepunkt mit den Athleten angehen, die sich auch auf Olympia vorbereiten."

Das 100-köpfige DLV-Aufgebot hat ein Durchschnittsalter von 25,2 Jahren, mehr als 30 Prozent der Athletinnen und Athleten sind 23 Jahre alt oder jünger. Für die Mannschaft mit "arrivierten und jungen Athleten mit unterschiedlichen Erfahrungskreisen" werde Wettkampfkompetenz für diese EM und ganz besonders für Rio ein ganz wichtiger Faktor sein, meinte Cheftrainer Idriss Gonschinska am Vortag des EM-Beginns.

Im Laufen läuft es wieder

Doch manch einem deutschen Spitzenathleten bietet sich bei der EM auch die Chance auf eine internationale Medaille, die ihm sonst auf der großen Bühne verwehrt bleiben würde. Dem deutschen Rekordhalter Julian Reus zum Beispiel als Solist über 100 m. Oder auch seinem Sprintkollegen Aleixo-Platini Menga über die doppelte Distanz. Über 200 m könnten bei den Frauen auch die Youngster Gina Lückenkemper und Lisa Mayer vorne mitmischen. Immerhin ist die deutsche Sprintszene der Frauen so gut und ausgeglichen wie nie - die Staffel darf sich sogar Hoffnungen auf Gold machen. Ebenso wie Gesa Felicitas Krause über 3.000 m Hindernis. Im Laufen läuft es wieder für den DLV.

Ob Sprint, Mittelstrecke oder auch Dreisprung: In vielen Disziplinen spielen deutsche Athleten nach manchmal jahrelanger Durststrecke wieder eine tragende Rolle. Und das nicht nur, weil die russischen Sportler - mit Ausnahme von Whistleblowerin Julia Stepanowa - nach der Verlängerung der Sperre durch den Weltverband IAAF ausgeschlossen sind.

Werfer wieder eine Macht

Große Hoffnungen ruhen schon traditionell auf den deutschen Werfern - auch ohne Diskus-Olympiasieger Robert Harting, der sich nach langer Verletzungspause in der Heimat für Rio in Form bringen will ("Ich brauche einfach die nächsten Wochen im Training, um bei Olympia konkurrenzfähig zu sein"). Für ihn könnte sein Bruder Christoph Harting in die Bresche springen, aktuelle Nummer zwei der Welt. Schwanitz, Storl, die Speerwerfer Johannes Vetter und der Weltjahresbeste Thomas Röhler, das starke Diskus-Trio mit Julia Fischer, Nadine Müller und Shanice Craft sowie die scheidende Hammerwerferin Betty Heidler, sie alle sind Anwärter auf Edelmetall. Wie hoch die Leistungsdichte auf nationaler Ebene in einigen Disziplinen ist, zeigt der Speerwurf der Frauen. Die Olympia-Zweite Christina Obergföll, bei der DM in Kassel nur Vierte, hatte im engen nationalen Konkurrenzkampf das Nachsehen.

Halbmarathon neu im Programm

Insgesamt nehmen rund 1.470 Athleten aus 50 Nationen an den Titelkämpfen teil. Neu im EM-Programm ist der Halbmarathon, der auch als Team-Wettbewerb ausgetragen wird. Unter anderem für den deutschen Marathon-Rekordhalter Arne Gabius ist der Lauf durch Amsterdam der letzte Formcheck für die 42,195 Kilometer von Rio.

Nicht für alle deutschen Starter ist die EM indes eine Zwischenstation auf dem Weg nach Brasilien; aber vielleicht doch der erste Schritt in Richtung Olympische Spiele - wenn auch erst in vier oder acht Jahren. "Das Team setzt sich aus jungen, weniger erfahrenen und arrivierten Athleten zusammen. Die Europameisterschaften bieten somit für einen Teil der Athleten die Möglichkeit, wichtige Erfahrungen auf internationaler Ebene zu sammeln und ihre Wettkampfkompetenz weiterzuentwickeln", sagte Chefbundestrainer Idriss Gonschinska.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 09.07.2016, 20.15 Uhr

Stand: 05.07.16 15:16 Uhr