Frank Busemann blickt in eine Glaskugel (Montage) © picture alliance, fotolia.com Foto: Sascha Baumann, Klaus Eppele

Busemanns EM-Orakel

Sprung: Haut Känguru Heß einen raus?

Nach dem EM-Aus von Stabhochsprung-Ass Raphael Holzdeppe sind die anderen Springer im Kampf um Medaillen gefordert: Hochsprung-Routinier Eike Onnen bringt die Ruhe für einen Platz auf dem Treppchen mit. Der erst 20-jährige Max Heß ist ein Dreisprung-Versprechen.

Die deutsche Paradedisziplin der vergangenen Jahre ist auf dem Papier etwas flügellahm geworden: Stabhochsprung-Ass Raphael Holzdeppe musste die EM kurzfristig absagen. Der Weltrekordler Renaud Lavillenie kann sich nur selbst schlagen, aber dahinter ist mit einem glücklichen Wettkampf alles offen. Vielleicht können Tobias Scherbarth und Karsten Dilla das nutzen. Bei den Damen führt die erfahrene Martina Strutz ein hoffnungsvolles Trio mit Lisa Ryzih und Annika Roloff an. Die Griechin Ekaterini Stefanidi gibt beim Buchmacher eine schlechte Quote und wird sich gegen die Schweizerin Nicole Büchler durchsetzen, doch dann gibt es eine Bronzemedaille für fünf Anwärterinnen.

Onnen bringt die nötige Ruhe mit

Im Hochsprung haben wir den Dauerbrenner Eike Onnen im Rennen, der mit fast 34 Jahren die Ruhe mitbringt, die es für Meisterschaftsspringen benötigt. Der Italiener Gianmarco Tamberi springt in einer anderen Liga und die Medaillen werden jenseits der 2,30 Meter weggehen - aber was soll's, das kann er. Bei den Damen vertritt Marie-Laurence Jungfleisch die deutschen Farben und hat sich mit einem dicht gedrängten Feld im Bereich von 1,95 bis 2,00 Meter auseinanderzusetzen. Nach ihren 1,99 Meter im Vorjahr würde sie zum erweiterten Favoritenkreis zählen. In diesem Jahr klappt es noch nicht, sodass die Anzahl der Fehlversuche einige Plätze ausmachen wird.

Wester weiß, wie sich sieben Meter anfühlen

Der Weitsprung wird nach dem Karriereende von Christian Reif weiblich erfolgreich. Was die Damen in diesem Jahr bisher gezeigt haben, war beeindruckend. Unsere (und der Welt) Beste, Sosthene Moguenara, laboriert noch an einer Verletzung und ist hoffentlich bis Rio wieder fit. Die anderen haben sich bei der DM in Kassel trotz stark wechselnder Winde schadlos gehalten. Alexandra Wester weiß auch schon, wie sich sieben Meter anfühlen. Doch die Windunterstützung bei diesem Sprung würde bei den EM-Springerinnen auch anschieben. Entscheidend ist wie immer, den besten Sprung innerhalb dieses Wettkampfes zu zeigen. Sprungschanze kann jeder. Gleiches gilt für die Herren, die in Amsterdam acht Meter zeigen müssen, dann kommen sie in die Top sechs. Greg Rutherford wird der Sieg nicht zu nehmen sein.

Dreisprung-Wiederauferstehung dank Max Heß

Im Dreisprung erlebt die deutsche Mannschaft eine kleine Wiederauferstehung. Nach Charles Friedek wurde es ruhig bei den deutschen Kängurus. Nun schickt sich der erst 19-jährige Max Heß an, eine Ära zu prägen. Seit einiger Zeit springt er von einer Bestleistung zur anderen und die Konkurrenz hat ihn auf der Rechnung. Bei jungen Athleten gelten die Gesetze einer kontinuierlichen Entwicklung nicht - da kann manchmal was über die Stränge schlagen.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 09.07.2016, 20.15 Uhr

Stand: 05.07.16 09:44 Uhr

Das ist Frank Busemann

Geboren:
26. Februar 1975 (Recklinghausen)
Disziplinen:
Zehnkampf, Hürdensprint
Sportliche Erfolge:
Olympia-Silber 1996 (8.706 Punkte)
WM-Bronze 1997 (8.652 Punkte)
U23-Europameister 110 m Hürden 1997 (13,54 Sek.)
Juniorenweltmeister 110 m Hürden 1994 (13,47 Sek.)
Auszeichnungen:
Rudolf-Harbig-Gedächtnispreis 2004
Sportler des Jahres 1996
Karriereende:
23. Juni 2003
Karriere nach der Karriere:
Vorträge/Seminare zum Thema Motivation
Buch-Autor
ARD-Leichtathletik-Experte
(Morgenmagazin, Das Erste, sportschau.de)