Christina Obergföll

Christina Obergföll

Land: Deutschland Flagge Deutschland

Steckbrief

geb. am: 22.08.1981
in Lahr
Größe: 175 cm
Gewicht: 77 kg
Verein: LG Offenburg
Trainer: Werner Daniels, Boris Obergföll
Beruf: Sportlerin

Sportliche Eckdaten

Persönliche Bestleistung:
70,20 m (2007/DR)
Größte Erfolge
Olympische Spiele:
Silber 2012
Bronze 2008

Weltmeisterschaften:
4. Platz 2015
Gold 2013
Silber 2007
Silber 2005

Europameisterschaften:
Silber 2012
Silber 2010

Deutsche Meisterschaften:
4. Platz 2016
Silber 2013
Gold 2012
Gold 2011
Gold 2008
Gold 2007


Immer stark, aber jahrelang nicht die Beste: Dieser Fluch endete für Christina Öbergföll 2013 mit dem WM-Titelgewinn in Moskau. Mit 34 Jahren ist sie nun noch einmal bei Olympia dabei. Um den Startplatz hatte es großes Gerangel gegeben.

Seit der WM 2005 in Helsinki, als ihr Speer überraschend bei der damaligen Europarekord-Weite von 70,03 m landete, kennt die ganze Leichtathletik-Welt Christina Obergföll. War die Vize-Weltmeisterschaft seinerzeit noch ein riesiger Triumph, bedeutete Silber zwei Jahre später bei den Welt-Titelkämpfen in Osaka für die Favoritin nach starken Ergebnissen im Vorfeld, als sie sich unter anderem auf die aktuelle deutsche Rekordweite von 70,20 m steigerte, eine Enttäuschung. Auch Bronze bei den Olympischen Spielen 2008 entsprach nicht Obergfölls Ansprüchen, auch wenn sie die einzige Medaille für den DLV in Peking holte. "2006, 2007 und 2008 habe ich meine Leistung nicht auf den Punkt gebracht", sagte sie. Das gilt auch für die Heim-WM in Berlin 2009. Beim überraschenden Triumph von Steffi Nerius blieb Obergföll nur Platz fünf mit 64,34 m. Zum ersten Mal reichte es für sie bei der Teilnahme an einer internationalen Meisterschaft nicht für eine Medaille.

Viel Edelmetall, aber kein Gold

Die denkwürdige Reihe unerfüllter Erwartungen fand bei der EM 2010 in Barcelona ihre Fortsetzung. Und erneut hatte eine Teamkollegin überraschend die Nase vorn: Obergföll musste sich mit der Silbermedaille hinter Sensationssiegerin Linda Stahl (Leverkusen) begnügen. 2011 bei der WM in Daegu bescherten der blonden Powerfrau 65,24 m nur den vierten Platz - und jede Menge Frust. Sie sei sogar "kurz davor gewesen zu sagen, ich höre jetzt auf", berichtete sie später.

Speerwurf

Christina Obergfölls Karriere in Bildern

Es blieb dabei: Auf den Saisonhöhepunkten schien für Obergföll ein Fluch zu liegen. 2012 lag die zweimalige Vize-Weltmeisterin bei der EM in Helsinki mit ihren 65,12 m bis zum fünften Versuch vorn, musste sich aber schließlich erneut mit Silber begnügen. Platz zwei wurde es auch bei den Olympischen Spielen hinter Barbora Spotakova aus Tschechien und vor DLV-Teamkollegin Linda Stahl. Silber in London, die Beste hinter der aus ihrer Sicht an diesem Tag unschlagbaren Spotakova zu sein, habe ihr "unheimlich viel Motivation gegeben. Da hatte ich das Gefühl, jetzt ist das Glück endlich mal auf meiner Seite", schilderte sie. Doch der ganz große Sieg, Gold, die Nationalhymne, das fehlte weiterhin. "Das ist etwas, was mich noch heiß sein lässt", erklärte die Leichtathletin aus dem Schwarzwald.

WM 2013 in Moskau: Endlich ganz oben!

Christina Obergföll © dpa-bildfunk Foto: Kerim Okten

Überglücklich: Christina Obergföll bei der WM 2013.

Die Saison 2013 lief gut für Obergföll. Sie gewann vorzeitig die Gesamtwertung in der Diamond League und damit eine Zusatzprämie von 40.000 Dollar. "Ich bin seit langem so gesund wie nie. Ich bin topfit", meinte die damals 31-Jährige. Allerdings musste sie sich bei den deutschen Meisterschaften in Ulm mit Rang zwei hinter Stahl begnügen. Bei der WM in Moskau gelang ihr aber endlich der große Wurf zu Gold. "Ich bin sehr bewegt. So viele Jahre hätte es klappen sollen. Und jetzt, wo ich nicht mehr damit gerechnet hatte, klappt es", sagte die neue Weltmeisterin unter Tränen und bedankte sich ausdrücklich bei ihrem Psychologen Hans Eberspächer. "Das ist der schönste sportliche Moment in meiner ganzen Karriere. Jetzt bin ich endlich die Vollendete und habe den kompletten Medaillensatz. Jetzt braucht mir niemand mehr zu kommen."

Spagat zwischen Speer und Windel schlaucht

Obergföll gewann aber nach insgesamt viermal Silber bei WM (2005, 2007) und EM (2010, 2012), Platz vier in Daegu und Silber bei den Olympischen Spielen in London nicht nur ihren ersten WM-Titel, sondern auch eine private Wette gegen ihren Trainer und Lebensgefährten Boris Henry. Der frühere WM-Dritte (1995, 2003) hatte versprochen, bei der Heirat im September desselben Jahres im Falle des WM-Sieges den Namen seiner Frau anzunehmen - was er dann auch tat.

Christina Obergföll und Sohn Marlon im Oktober 2014. © picture alliance / dpa Foto: Uwe Anspach

Christina Obergföll und Sohn Marlon im Oktober 2014.

Der Hochzeit folgte im Sommer 2014 die Geburt von Sohn Marlon. In der Saison 2015 gab Obergföll ihr Comeback, auch wenn der Spagat zwischen Speer und Windel schlauchte. "Hin und wieder bin ich einfach platt", schilderte die Weltmeisterin. Bei den deutschen Meisterschaften in Nürnberg, für Obergföll der Gradmesser für einen eventuellen Verzicht auf die WM-Teilnahme, ging es definitiv aufwärts, auch wenn ihre Saisonbestleistung von 64,11 m nur zu Platz zwei hinter Katharina Molitor reichte. Danach war klar: "Ich fahre nach Peking." Als Vierte verpasste sie mit 64,61 m die Medaillenränge, war nach einem "beschissenen" Einwerfen aber vollauf zufrieden.

Kopf-an-Kopf-Rennen ums Olympia-Ticket

Noch einmal Olympische Spiele - das große Ziel der 34-Jährigen in diesem Jahr. Doch um den Startplatz musste sie lange zittern. Nach ihrem enttäuschenden vierten Platz bei der DM in Kassel reisten zunächst Christin Hussong, Stahl und Molitor zur EM nach Amsterdam. Obergföll musste zu Hause bleiben. Im Kopf-an-Kopf-Rennen um das Rio-Ticket hatte sie dann die Nase vorn: Molitor konnte als Vierte in den Niederlanden mit 63,20 m kein klares Zeichen setzen. Entscheidend war für die Nominierung von Obergföll, die im anderen Fall mit rechtlichen Schritten gedroht hatte, dass sie in diesem Jahr mit 64,96 und 63,96 m zweimal weiter als Molitor geworfen hat. Die Weltmeisterin aus Leverkusen versuchte per Einstweiliger Verfügung noch eine andere Entscheidung zu erzwingen, scheiterte jedoch.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 09.07.2016, 20.15 Uhr

Stand: 24.07.16 20:17 Uhr