Feiernde Fans unterm Zeltdach bei der EM 2002 im Münchener Olympiastadion © picture-alliance / Sven Simon Foto: Sven Simon

EM-Geschichte

2002: München setzt Maßstäbe

Nicht nur die Farben erinnerten an die Spiele von München 1972. Das Olympiastadion bot eine beeindruckende Kulisse und eine sehr spezielle Atmosphäre. Die Gastgeber wussten dies zu nutzen.

Hellblau, sanftorange, lindgrün: Nicht nur die Farben der EM 2002 vom 6. - 11. August erinnerten an München 1972, die bis zum Attentat "heiteren" Olympischen Spiele. 30 Jahre danach war manches anders, aber vieles genauso schön: eine beeindruckende Kulisse, neue Präsentationsideen wie Moderation und musikalische Untermalung, eine nach wie vor sehr spezielle Atmosphäre unter dem Zeltdach, ein Stadion, das immer noch architektonisch imponiert. Die bayerische Landeshauptstadt feierte mit der Rekordzahl von 303.900 Zuschauern an sechs Tagen eine Leichtathletik-Party. "Ich habe viele positive Signale für unsere Sportart erkannt“, resümierte Hansjörg Wirz, Präsident des Europäischen Leichtathletik-Verbandes (EAA), erfreut.

Gold für Schultz und die 4x400-m-Frauenstaffel

Als wolle er die ganze Welt umarmen: So stürmt "Super"-Ingo Schultz aus Hamburg am Donnerstag - dem "deutschen Tag" - nach seiner Stadionrunde ins Ziel. Er hat mit einem fulminanten Rennen über 400 m dem Erwartungsdruck des fachkundigen Publikums standgehalten und sich selbst nach dem sensationellen WM-Silber von Edmonton 2001 einen großen Traum erfüllen können. "Nebenher" gibt es Silber für Grit Breuer (400 m), Heike Meißner (400 m Hürden), Charles Friedek (Dreisprung) und Steffi Nerius (Speerwerfen) - alles an jenem Tag.

19 mal Edelmetall für Deutschland

Insgesamt kommen 19 (nachträglich eine Bronze mehr durch die Disqualifikation des siegreichen britischen 4x100-m-Männerquartetts) Medaillen für das deutsche Team zusammen, drei mehr als "kalkuliert"; darunter gleich am ersten Wettkampfabend bei strömendem Regen Bronze für Kugelstoßer Ralf Bartels, Silber für Langlauf-Ikone Dieter Baumann über 10.000 m am Tag darauf, Silber und Bronze für Luminita Zaituc und Sonja Oberem in einem Marathon mit Volksfestcharakter am Samstag, und Silber auch für die große "alte" Dame des Siebenkampfes, Sabine Braun, die 37-jährig ihren Abschied feiert: "Dank dem tollen Publikum" steht auf dem T-Shirt, in dem sie durchs Stadion läuft.

Breuer wie entfesselt

4x400-m-Staffeleuropameisterin Grit Breuer © picture-alliance / Pressefoto Baumann Foto: Baumann

Eine wie entfesselt laufende Grit Breuer sichert Deutschland EM-Gold über 4x400 m.

Am Schlusstag dann das zweite deutsche Gold durch die 4x400-Meter-Staffel der Frauen: Florence Ekpo-Umoh, Birgit Rockmeier, Claudia Marx und Grit Breuer verteidigen den Titel von Budapest 1998, abermals dank eines unwiderstehlichen Endspurts einer wie entfesselt laufenden Grit Breuer, die schon ihr Einzel-Silber vor lauter Freude und Dankbarkeit mit dem fantastischen Publikum teilen will.

Platz zwei in der Nationenwertung

Darüber hinaus notierten die Statistiker eine Weltbestzeit, einen Europarekord und einen Junioren-Weltrekord - sowie 22 Landesrekorde. Im Medaillenspiegel findet sich Russland mit sieben Gold-, neun Silber- und acht Bronzemedaillen vor Großbritannien und Spanien an der Spitze. Deutschland belegt mit zwei Gold-, neun Silber- und acht Bronzemedaillen Rang sieben. Die Nationenwertung, in der die Plätze eins bis acht gewertet werden, wird ebenfalls von Russland mit 225 Punkten dominiert. Dahinter folgen Deutschland (187 Punkte) und Spanien (153 Punkte) auf zwei und drei. Unvergessen: der Europarekord der Britin Paula Radcliffe ("Die mit dem Kopf nickt") über 10.000 m - 25 mal über die pfützenübersäte Kunststoffbahn -, den das Publikum trotz des unheiteren Wetters enthusiastisch feiert.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 09.07.2016, 20.15 Uhr

Stand: 31.05.16 12:49 Uhr

Hintergrund

Zahlen zur EM 2002

Datum: 06.08. - 11.08.
Teilnehmer: ca. 1.700
Nationen: 47
Zuschauer: 303.900