Europameister Sebastian Bayer bei einem ungültigen Versuch. © picture-alliance Foto: Sven Simon

Weitsprung

In den Sand gesetzt

Jahrhundert-Sportlerin Heike Drechsler gilt als die unbestrittene "Grande Dame" des Weitsprungs. Bob Beamons einstigen Fabelsprung von 8,90 m überbot Mike Powell.

Der Weitsprung ist schon seit dem Altertum Bestandteil sportlicher Wettkämpfe. Damals trugen die Akteure beim Anlauf noch kleine Gewichte in den Händen, um sich mehr Schwung zu verschaffen, der Sprung bestand aus fünf aufeinanderfolgenden Sprüngen. Mit den Regeln des modernen Wettkampfes, die in den 1860er-Jahren in England und den USA aufgestellt wurden, verschwanden diese Handgewichte. Der Absprung war zu Beginn durch auf den Boden gelegte Steine markiert. Seit 1886 in den USA wird der Absprung von einem Sprungbalken in eine Sandgrube ausgeführt. Heute können die Kampfrichter anhand eines Einlegebretts mit Plastilin übergetretene Sprünge identifizieren. Die Athleten haben drei Versuche. Die besten acht Teilnehmer bestreiten den Endkampf, wo ihnen weitere drei Versuche zur Verfügung stehen.

Laufbewegung im Sprung

Erstmals wandte der US-Amerikaner Robert LeGendre 1927 die Lauf-Sprungtechnik namens "hitch-kick" an. Der Pionier der modernen Weitspringer vollführte eine Laufbewegung der Beine in der Flugphase des Sprunges. Varianten dieser Technik sowie der schlichtere Hangsprung sind bis heute die gängigen Sprungformen. Den 1970 vom US-Amerikaner Tom Ecker vorgeführten Salto-Weitsprung mit einer Drehung in der Flugphase verbot der Internationale Leichtathletik-Verband wegen der Verletzungsgefahr schnell wieder.

Bob Beamons "Jahrtausend-Rekord"

Der US-Amerikaner Bob Beamon beim Weitsprung während der Olympischen Spielen in Mexiko 1968 © picture-alliance / dpa

Bob Beamon bei den Olympischen Spielen in Mexiko 1968.

Der US-Amerikaner Bob Beamon führte den Weitsprung 1968 in eine neue Dimension. Sein 8,90-m-Weltrekord von den Olympischen Spielen in der Höhe von Mexiko City ist Legende geworden. Erst 23 Jahre später bei der WM in Tokio wurde der "Jahrtausend-Rekord" überboten: Der US-Amerikaner Mike Powell flog auf 8,95 m - bis heute gültiger Weltrekord. Sein Landsmann und Konkurrent Carl Lewis holte im Weitsprung vier olympische Goldmedaillen und zwei WM-Titel. 1996 in Atlanta stand er mit 35 Jahren ein letztes Mal ganz oben auf dem Podest.

Bayer: Europarekord in der Halle

Die Acht-Meter-Marke hatte erstmals ein Jahr vor seinem vierfachen Olympia-Triumph 1936 in Berlin Jesse Owens mit 8,13 m geknackt. Diese Weite verbesserte 1960 der nach Mainz gewechselte Manfred Steinbach auf 8,14 m - bei allerdings unzulässigem Rückenwind. Bei den Boykott-Spielen von Moskau 1980 gewann Lutz Dombrowski als erster Deutscher Weitsprung-Gold. Seine 8,54 m sind bis heute nationaler (Freiluft-)Rekord. Unterm Hallendach erzielte Sebastian Bayer bei seinem sensationellen Titelgewinn bei der EM 2009 in Turin schier unglaubliche 8,71 m - und damit Europarekord. 2011 in Paris verteidigte er seinen Titel erfolgreich, ein Jahr später in Helsinki wurde er auch im Freien Europameister. Zwei Jahre zuvor in Barcelona hatte sich Christian Reif den Titel geholt.

Viermal WM-Gold für Pedroso und Phillips

Bei den Welttitelkämpfen 1995 in Göteborg übernahm ein Kubaner die Vorherrschaft: Mit 8,70 m stellte Ivan Pedroso einen Meisterschaftsrekord auf. Pech: Seine 8,96 m aus dem Jahr 1995 in Sestriere wurden nicht gewertet, weil ein Kampfrichter den Windmesser blockiert hatte. Drei Jahre zuvor hatte Powell sogar 8,99 m erzielt, allerdings mit unzulässigem Rückenwind. Viermal holte Pedroso WM-Gold, zuletzt 2001 in Edmonton - ein Jahr nach seinem Olympia-Triumph in Sydney. Ebenfalls viermal trug sich der US-Amerikaner Dwight Phillips, Olympiasieger von 2004, in die Siegerliste der WM ein: 2003, 2005, 2009 und 2011. Der Brite Greg Rutherford erklomm 2012 den Olymp und wurde 2015 Weltmeister.

Rosendahl: Mit einem Zentimeter Vorsprung zu Gold

Seit 1948 gehört auch der Weitsprung der Frauen zum olympischen Programm. Für den ersten deutschen Sieg sorgte 1972 in München Heide Rosendahl. Nur ein Zentimeter lag zwischen ihr und der Bulgarin Diana Jorgova. Siebenkampf-Weltrekordlerin Jackie Joyner-Kersee (USA) zählte auch im Weitsprung seit Mitte der 1980er-Jahre lang zur Weltspitze. Ihre stattliche Bilanz: zweimal WM-Gold, ein Olympiasieg, zweimal Olympia-Bronze.

Ein Leben für den Weitsprung - Heike Drechsler

Heike Drechsler

Weitsprung-Ikone Heike Drechsler.

Die unbestrittene "Grande Dame" des Weitsprungs ist Heike Drechsler. 1983 holte sie 18-jährig in Helsinki ihren ersten WM-Titel. Neben Siegen bei deutschen, Europa- und Weltmeisterschaften gewann sie nach Olympia-Gold 1992 in Barcelona und Silber 1988 in Seoul mit 36 Jahren in Sydney noch einmal Gold.

Drei Jahre hielt die Thüringerin mit 7,44 beziehungsweise 7,45 m den Weltrekord (1985 bis 1988). Im Juni 1988 stellte die Russin Galina Tschistjakowa schließlich mit 7,52 m die heute noch gültige Bestmarke auf. Drechsler, die "Leichtathletin des Jahrhunderts", fabrizierte 1992 im italienischen Sestriere mit 7,63 m eine Fabelweite, jedoch mit etwas zu viel Rückenwind (2,1 m/sec.). Zuletzt dominierte Brittney Reese. Die US-Amerikanerin wurde 2012 Olympiasiegerin und dreimal in Folge Weltmeisterin (2009 bis 2013).

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 09.07.2016, 20.15 Uhr

Stand: 01.06.16 10:40 Uhr

Titelverteidiger

Männer:
Greg Rutherford (Großbritannien) 8,29 m
Frauen:
Eloyse Lesueur (Frankreich) 6,85 m

Rekorde

Männer:
WR: Mike Powell (USA) 8,95 m
ER: Robert Emmijan (Sowjetunion) 8,86
DR: Lutz Dombrowski (Karl-Marx-Stadt) 8,54
Frauen:
WR: Galina Tschistjakowa (Sowjetunion) 7,52
ER: Galina Tschistjakowa (Sowjetunion) 7,52
DR: Heike Drechsler (Jena) 7,48

Termine und Teilnehmer

Frauen - Weitsprung
Datum Zeit Runde
06.07. 18:40 Uhr Qualifikation, Gruppe A
06.07. 18:40 Uhr Qualifikation, Gruppe B
08.07. 19:20 Uhr Finale
Männer - Weitsprung
Datum Zeit Runde
06.07. 13:10 Uhr Qualifikation, Gruppe B
06.07. 13:10 Uhr Qualifikation, Gruppe A
07.07. 18:20 Uhr Finale