Randy Barnes © Picture Alliance/dpa

Kugelstoßen

Deutsche im Feld der Starken richtig stark

Astrid Kumbernuss ist eine der erfolgreichsten Kugelstoßerinnen aller Zeiten. Aktuell sammeln David Storl und Christina Schwanitz fleißig Medaillen. Weltrekordler bei den Männern ist Randy Barnes. Überschattet wird sein Gewaltstoß jedoch von Dopingvorwürfen.

Seinen Anfang nahm  das Kugelstoßen im Mittelalter. Bei Volksfesten wurden schwere Steine gestoßen. Angelsächsische Soldaten ersetzten im 17. Jahrhundert die Steine durch Kanonenkugeln. Die Regeln sind seit 1906 im Wesentlichen unverändert: Die Wettkämpfer müssen die Kugel, die heute aus Eisen, Messing oder Stahl besteht, mit einer Hand von der Schulter aus in den Wurfsektor stoßen, ohne überzutreten. Die Männerkugel wiegt 7,265 kg (16 englische Pfund), die der Frauen 4 kg. Die Wettkämpfer haben drei Versuche. Die besten Acht bestreiten den Endkampf, in dem sie drei weitere Versuche haben.

O'Brien präsentiert die Angleit-Technik

Verändert hat sich die Technik der Athleten. Der US-Amerikaner Parry O'Brien präsentierte 1951 die nach ihm benannte Angleit-Technik. Dabei steht der Athlet zunächst mit dem Rücken zum Sektor und erzeugt mittels einer halben Körperdrehung mehr Schwung als bei der vorangegangenen Schritt-Technik. O'Brien schaffte so Weiten von mehr als 19 m und blieb in 116 Wettkämpfen in Folge ohne Niederlage. Als noch effektiver erwies sich die Drehstoß-Technik von Alexander Baryschnikow. Mit der ganzen Drehung im Ring - ähnlich der eines Diskuswerfers - kam der Russe auf 22 m. Dennoch blieben viele Athleten bei der "O'Brien-Technik".

Dopingsünder Barnes behält Rekord

Der US-Amerikaner Randy Barnes, der 1990 den bis heute gültigen Weltrekord von 23,12 Meter aufstellte, entwickelte Baryschnikows Drehstoß-Technik weiter. Überschattet wird Barnes' Gewaltstoß allerdings von Dopingvorwürfen. Kurz nach dem Rekord wurde er positiv auf anabole Steroide getestet und für mehr als zwei Jahre gesperrt. Nach seinem Olympiasieg 1996 ging er den Dopingfahndern noch einmal ins Netz. Ihn traf ein lebenslanger Wettkampf-Bann - seinen Weltrekord und seine Titel aber durfte er behalten.

Olympiagold für Ost-Berliner Timmermann

Einer der größten Kontrahenten von Barnes war Ulf Timmermann. 1988 bei den Sommerspielen in Seoul schnappte der Ost-Berliner dem US-Amerikaner die olympische Goldmedaille vor der Nase weg. In Sevilla 1999 krönte Oliver-Sven Buder aus Erlabrunn seine lange und erfolgreiche Karriere hinter dem später dopingüberführten Cottrell J. Hunter (USA) mit Silber - wie schon zwei Jahre zuvor in Athen. Dort war Buder nach der Disqualifikation des Ukrainers Alexander Bagatsch auf Rang zwei vorgerückt. Eine Medaillenbank war in der jüngeren Vergangenheit Ralf Bartels: Der 138-Kilo-Koloss aus Neubrandenburg holte bei den Weltmeisterschaften 2005 und 2009 sowie bei der Hallen-WM 2010 Bronze. 2006 wurde er Freiluft-, 2011 Hallen-Europameister.

Youngster Storl schreibt Geschichte

David Storl © dpa Foto: Bernd Thissen

Kugelstoß-Jahrhunderttalent: David Storl.

2011 bei der WM in Daegu wurde Bartels als Finalteilnehmer Zeuge, wie sein Nachfolger David Storl Geschichte schrieb: Das Jahrhunderttalent krönte sich in Südkorea mit einem unbekümmerten Auftritt zum ersten deutschen Weltmeister im Kugelstoßen. Ein Jahr später holte der Chemnitzer zudem EM-Gold. Erst 21-jährig avancierte er damit zum jüngsten Welt- und Europameister in seiner Disziplin und war der erste Kugelstoßer, der beide Titel gleichzeitig trug. Bei den Sommerspielen in London fügte der Youngster seiner bereits umfangreichen Medaillensammlung olympisches Silber hinzu. Nur der Pole Tomasz Majewski, schon vier Jahre zuvor Olympiasieger, war diesmal stärker. 2013 in Moskau wiederholte Storl seinen WM-Triumph von Daegu, 2014 in Zürich folgte das zweite EM-Gold.

Lissowskaja bleibt unerreicht

Von 1952 bis 1964 dominierte die Russin Galina Sybina das Kugelstoßen der Frauen, das seit 1948 olympisch ist. Bei den Spielen zwischen 1952 und 1964 sammelte sie ein komplettes Medaillen-Set. Die Russin Tamara Press gewann 1960 und 1964 jeweils Olympia-Gold. So schnell, wie sie auftauchte, so abrupt verschwand sie aber auch wieder von der Bildfläche: Mit Einführung der Geschlechtsbestimmung tauchte sie 1966 (wie ihre im Mehrkampf aktive Schwester Irina) plötzlich ab.

Schwanitz Weltmeisterin 2015

Christina Schwanitz bei der Siegerehrung. © dpa Foto: Michael Kappeler

Christina Schwanitz mit WM-Gold.

Weltmeisterin 1987, Olympiasiegerin 1988 und Weltrekordlerin mit 22,63 m - die Weiten der Russin Natalja Lissowskaja dürften in heutigen Zeiten regelmäßigerer Dopingkontrollen wohl unerreicht bleiben. Die großen Titel der vergangenen Jahre räumte vor allem Valerie Adams ab. Die Neuseeländerin (früher unter dem Namen Vili startend) holte 2008 und 2012 Olympia-Gold - letzteres, nachdem die Weißrussin Nadeschda Ostaptschuk wegen Dopings disqualifiziert wurde - sowie vier WM-Titel in Serie (2007 - 2013). 2015 trat bei der WM in Peking Christina Schwanitz in ihre Fußstapfen. Ein Jahr nach dem Gewinn des EM-Titels avancierte die Sächsin, die 2013 in Moskau bereits Silber geholt hatte, im Reich der Mitte auch zur Weltmeisterin.

Kumbernuss: Ästhetik im Ring

Astrid Kumbernuss © Picture Alliance/dpa

Die dreimalige Kugelstoß-Weltmeisterin Astrid Kumbernuss.

Als eine der erfolgreichsten Kugelstoßerinnen aller Zeiten gilt Astrid Kumbernuss. Die Neubrandenburgerin triumphierte bei drei Weltmeisterschaften in Folge (1995 - 1999). Zudem sicherte sich die große Blonde mit der femininen Ausstrahlung Olympia-Gold (1996) und -Bronze (2000) und machte ihren oft mit Dopinggerüchten konfrontierten Sport als große Ästhetin wieder salonfähig: Die gelernte Einzelhandelskauffrau, die als erste Athletin mit dem Kugelstoßen Millionen verdiente, stieß in der so genannten postanabolen Phase 21 m - und wurde nicht der Manipulation überführt.

Losch 1984 auf dem Olymp

Erste deutsche Olympiasiegerin im Kugelstoßen war 1968 in Mexiko Margitta Gummel aus Leipzig, die zudem vier Jahre später in München Silber gewann. In ihre Fußstapfen traten 1980 in Moskau Ilona Slupianek aus Demmin/Mecklenburg-Vorpommern, die mit 22,45 m noch heute den deutschen Rekord hält, sowie 1984 in Los Angeles Claudia Losch aus Wanne-Eickel. Während den ehemaligen DDR-Athletinnen anhand im Zuge der Wende aufgefundener Geheimdokumente Anabolika-Einnahme nachgewiesen werden konnte, bestreitet Losch auch Jahrzehnte später die Einnahme verbotener Medikamente oder anaboler Steroide.

Spätes Gold für Kleinert

International erfolgreich war auch die Magdeburgerin Nadine Kleinert. Sie sicherte sich 2004 in Athen olympisches Silber, 1999, 2001 und 2009 die Vize-Weltmeisterschaft sowie 2005 und 2007 WM-Bronze. Im Herbst ihrer Karriere gelang ihr bei der EM 2012 in Helsinki zudem der erste Titelgewinn bei einer großen internationalen Meisterschaft.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 09.07.2016, 20.15 Uhr

Stand: 01.06.16 12:20 Uhr

Titelverteidiger

Männer:
David Storl (Deutschland) 21,41 m
Frauen:
Christina Schwanitz (Deutschland) 19,90 m

Rekorde

Männer:
WR: Randy Barnes (USA) 23,12 m
ER: Ulf Timmermann (DDR) 23,06
DR: Ulf Timmermann (DDD/Berlin) 23,06
Frauen:
WR: Natalja Lissowskaja (Sowjetunion) 22,63
ER: Natalja Lissowskaja (Sowjetunion) 22,63
DR: Ilona Slupianek (DDR/Berlin) 22,45

Termine und Teilnehmer

Frauen - Kugelstoßen
Datum Zeit Runde
06.07. 19:10 Uhr Qualifikation, Gruppe B
06.07. 19:10 Uhr Qualifikation, Gruppe A
07.07. 17:05 Uhr Finale
Männer - Kugelstoßen
Datum Zeit Runde
09.07. 13:05 Uhr Qualifikation, Gruppe A
09.07. 13:05 Uhr Qualifikation, Gruppe B
10.07. 17:30 Uhr Finale